Aktivitäten für Kinder
6 Tipps, wie du sie fördern kannst, ohne dein Kind dabei zu überfordern

- Mai 31, 2021
- Jutta Merschen
Dienstagnachmittag zum Fußball, Mittwochabend Klavierunterricht und am Donnerstag kommt die Kindergartenfreundin oder der beste Freund zum Spielen vorbei? Was für ein Programm! Da ist nicht nur unsere elterliche Organisation gefragt, auch unsere Kinder haben ganz schön was auf dem Plan. Aber wie kannst du solche Aktivitäten deines Kindes fördern, ohne sie oder dich dabei zu überfordern? Dafür haben wir 6 Tipps gesammelt, mit denen wir dir verraten, was du im Blick behalten solltest.
Die kindliche Neugier
Die moderne Hirnforschung zeigt, dass Kinder von Geburt bis ins Grundschulalter ganz besonders viel und schnell lernen. Spielend und immer selbstständiger erkunden sie ihre Umwelt. Sie gehen in diesem Alter nach Erkenntnissen der Lern- und Entwicklungspsychologie glatt als kleine „Forscherinnen“ und „Forscher“ durch. Maria Montessori hat dafür den Begriff “Lernen im Tun” geprägt.
Das Alter als Orientierungshilfe
Wann sollen wir Eltern welche Aktivitäten bei unserem Kind fördern? Um darauf eine Antwort zu finden, kannst du dich am Entwicklungsstand deines Kindes orientieren.
1 - 3 Jahre:
Unser Kind ist gerade dabei, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden. Sowohl seine motorischen, als auch seine kognitiven Fähigkeiten entwickeln sich in einem enormen Tempo. In dieser Phase lernen sie zwar besonders viel, aber das kann auch anstrengend für sie sein (und für uns). Deswegen förderst du am besten ohne viel Anstrengung: zum Beispiel im freien Spiel allein oder gemeinsam mit uns Eltern. Auch erste einfache Brettspiele werden im Alter von 3 Jahren spannend und du förderst damit die Farb- und Formerkennung, Sprachverständnis, Gedächtnis oder Motorik. Bei Angeboten in der Gruppe wie Schwimmen, Turnen oder Musik bist du meistens noch als Begleitung gefragt – überlege also, ob du auch Lust drauf hast.
4 - 6 Jahre:
In dieser Zeit spielt die kognitive Entwicklung eine große Rolle. Kinder sind in dieser Phase ihres Lebens sehr neugierig und aufnahmefähig. Bücher, die Bilder und kurze Texte kombinieren, eignen sich gut, um in Kombination aus selber anschauen und vorlesen neue Themen zu begreifen. Außerdem kannst du damit beginnen, spielerisch das Zahlenverständnis deines Kindes zu fördern, zum Beispiel beim Obst sortieren oder Treppenstufen zählen. Vielleicht ist dein Kind in dem Alter auch schon ganz wissbegierig, erste Buchstaben zu schreiben. Sportarten, die Balancieren oder Ballspiele beinhalten, verbessern den Gleichgewichtssinn und der wiederum ist wichtig für das Erlernen weiterer Fertigkeiten.
6 -9 Jahre:
Mit dem Beginn der Schulzeit kommen neue Anforderungen auf unser Kind zu. Ein Ausgleich zum vielen Sitzen und Konzentrieren wird wichtiger: Bewegung ist hier das Stichwort! Mannschaftssportarten wie Handball oder Fußball machen nicht nur Spaß, sondern stärken auch den Gemeinschaftssinn und das Regelverständnis. Falls dein Kind Interesse zeigt, ein Instrument zu lernen, ist das ebenfalls ein gutes Alter, um damit zu beginnen, denn jetzt steigt die Konzentrationsfähigkeit.
Das Alter ist natürlich nur eine Leitlinie, die dir einen groben Überblick verschafft, wie und wann du dein Kind mit angemessenen Angeboten fördern kannst. Du kennst dein Kind am besten und vielleicht fordert es einige Aktivitäten schon deutlich früher ein und andere erst später.
Aktivitäten mit Kindern organisieren
Was du noch beachten kannst, um dein Kind so gut wie möglich zu unterstützen, zeigen wir dir mit unseren 6 Tipps:
- Beobachte, wofür sich dein Kind begeistert: Achte darauf, wozu dein Kind gerade viele Fragen stellt. Unterstütze es in dem, was es von sich aus lernen möchte. Denn wo es kein Interesse zeigt, werden unsere elterlichen Förderbemühungen nur schwer fruchten.
- Ermögliche deinem Kind „Schnupperstunden“: Wenn dein Kind besonders viele Interessen hat, können Probestunden Orientierung schaffen. Falls ihm die Entscheidung für ein Angebot schwerfällt, kannst du es unterstützen: frag es doch mal, was besonders positiv an einem bestimmten Hobby ist und was besonders negativ. Dann könntet ihr überlegen, wie man das Positive verstärken und die negativen Aspekte reduzieren könnte.
- Versuche, den Druck herauszunehmen: Es geht nicht nur darum, dass dein Kind bestimmte Lernziele erreicht. Es reicht oft auch schon, dass du Impulse und Angebote schaffst, die deinem Kind helfen, seine eigenen Fähigkeiten kennenzulernen. Das steigert nämlich das Selbstwertgefühl.
- Gib deinem Kind Raum und ermögliche Ausgleich: Wenn dein Kind zum Beispiel viel liest, achte auch auf ausreichend Bewegung und andersherum. Und einer statt vier Terminen in der Woche sind absolut ausreichend. Das hat für uns Eltern übrigens den positiven Nebeneffekt, dass die Organisation einfacher wird.
- Unterstütze dein Kind in seiner individuellen Art zu lernen: Achte darauf, ob es eher selbstständig lernt oder dabei mehr Hilfe von uns Eltern benötigt. Manche können Gelerntes schnell aufnehmen, andere brauchen dafür länger. Und das ist alles okay.
- Überfordere dich selbst nicht: Wir Eltern verbringen ganz schön viel Zeit damit, unsere Kinder zu ihren Hobbys oder Verabredungen zu fahren und sie dort auch wieder abzuholen. Oder zumindest die gesamte Logistik zu organisieren. Überlegt gemeinsam, was ihr schaffen könnt und was nicht, damit die Aktivitäten nicht in Stress ausarten. Wenn es geht, schließe dich mit anderen Eltern zusammen, zum Beispiel, um Fahrgemeinschaften zu bilden.
Bei all den Förderangeboten, die es gibt, ist die Familie selbst wohl eine der wichtigsten. Und bei all den Terminen und Verabredungen sollten wir nicht vergessen: “Lernen ist die Nebenwirkung des Spiels” (André Stern).
Wenn du dein Kind auch sonst hinsichtlich seiner Bedürfnisse fördern willst, dann schau doch mal bei unserem Audiokurs “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen” vorbei.
Quellen:
Frenkel, X.: Was macht Kinder schlau?. https://www.eltern.de/schulkind/erziehung-und-entwicklung/was-kinder-schlau-macht.html.
Landolt, C. (2019): Wie viele Hobbys braucht ein Kindergartenkind?. https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/kindergarten/wie-viel-hobbys-braucht-ein-kind?page=all.
Pauen, S. (2017): Wie lernen Kleinkinder? Entwicklungspsychologische Erkenntnisse und ihre Bedeutung für Politik und Gesellschaft. https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/256736/entwicklungspsychologie.
Schloß, M. (2008): Wie Geschwister Freunde werden. Oberstebrink.
Vaterfreuden: Kinder fördern – Was ist in welchem Alter sinnvoll. https://www.vaterfreuden.de/vaterschaft/erziehungsfragen/kinder-f%C3%B6rdern-%E2%80%93-was-ist-in-welchem-alter-sinnvoll.