Beziehung vor Erziehung

3 Strategien, wie du diese Methode umsetzen kannst

Wir möchten nicht länger nur (er)ziehen

“Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht”, so lautet ein afrikanisches Sprichwort. Auch wenn wir nicht an unseren Kindern ziehen wollen, nutzen wir trotzdem das Wort Erziehung. Wir haben einfach keine bessere Übersetzung für das schöne englische Wort “parenting” entdeckt, das so viel mehr beschreibt als nur Erziehung. Es geht auch um Liebe, um Zugehörigkeit und um Elternschaft. Alles drei Begriffe, die mit Erziehung erst auf den zweiten Blick verbunden werden.  

Wir wollen dich aber gar nicht mit Begrifflichkeiten langweilen, sondern dir in diesem Artikel das Konzept “Beziehung vor Erziehung” vorstellen. Ein Grundsatz, nachdem uns wir bei FamilyPunk stark orientieren. Dabei legen wir viel Wert auf die Eltern-Kind-Bindung und die Bedürfnisse unserer Kinder.

Schwierige Situationen meistern

Ihr kennt es vielleicht: Ein Geschwisterkind piesackt das andere. Das Einzelkind flutet das Badezimmer. Wenn wir Eltern durch Zurechtweisung eingreifen (“Hör bitte auf!” “Lass ihn bitte in Frieden”), vielleicht vom Herd oder Laptop aus, dann passiert oft gar nichts. Es sind diese nervigen Situationen, die man am liebsten mit einem magischen Blick oder einem Zauberwort beenden möchte. Leider haben wir das auch noch nicht gefunden. Aber wir haben einen Tipp, der viel bewirkt: Beziehung vor Erziehung.

Kinder handeln nach Bedürfnissen

Rudolf Dreikurs, Pionier des demokratisch-autoritativen Erziehungsstils, sagt, dass ein Kind, das ein für uns nerviges oder unangemessenes Verhalten an den Tag legt, nach seinen Bedürfnissen handelt. Die Grundbedürfnisse sind Verbindung und Autonomie. Gesehen und geliebt werden und selber machen dürfen. Du willst diese Bedürfnisse in deiner Erziehung ernst nehmen und achten? Dann hör dir gerne unseren Audiokurs “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen” an. 

Der Trick für uns Eltern: Ein Kind, das spürt, dass seine Eltern ihm in Zuneigung verbunden sind, ist zugänglicher für eine gemeinsame Lösung, als wenn es Ablehnung oder vielleicht sogar Feindseligkeit spürt.

So funktioniert der Ansatz

Außerhalb von Situationen, an denen du gleich an die Decke gehst, können dir diese Tipps helfen:

  • Gemeinsamzeit: Eine festgelegte Zeit am Tag, die du gemeinsam und exklusiv mit deinem Kind verbringst, in der nur dein Kind entscheidet, was ihr macht. Mehr dazu erfährst du in unserem entsprechenden Magazinartikel
  • Vertrauen haben: Wenn wir unseren Kindern vertrauen, dass sie eine Situation lösen werden, entwickeln sie auch Vertrauen in sich selbst. Das kann in Alltagssituationen zu tragen kommen (“Ich schenke mir mein Glas allein ein!”…”Okay, ich bin da, wenn ich helfen soll.”) und auch bei Entwicklungsschritten helfen (“Ich vertraue dir, dass wir das auch ohne Windel hinbekommen.”)
  • Positives Verhalten benennen: statt überschwänglich zu loben, geht es darum, Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit anzuerkennen, und zwar als beschreibendes Lob: “Danke für´s Tisch decken”, oder “Ich sehe, dass du für deinen Bruder aufgeräumt hast, das freut mich”.

3 Strategien, wenn du schon mitten in einer Konfliktsituation bist

1. Gefühle spiegeln

Kinder wollen gesehen werden mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Zum Beispiel, wenn sie enttäuscht sind, weil es kein Eis gibt. Es hilft, diese Gefühle zu validieren und zu benennen: “Du bist sauer, weil es jetzt kein Eis gibt?”. “Es ist so unfair, weil DU GESAGT HAST, dass ich eins bekomme”. Und schon weißt du, worum was es geht. Um Glaubwürdigkeit, vielleicht aber auch um ein Missverständnis.

 

2. Gemeinsam Lösungen finden

Such einen Weg, der für euch beide funktioniert: “Was könnten wir jetzt machen, um die Situation zu lösen?” oder “Was glaubst du, würde uns beiden jetzt helfen?” Vielleicht wirst du erst mal etwas vorschlagen müssen, aber dein Kind wird dir recht schnell signalisieren, was jetzt tragbar ist. Manchmal hilft es auch, 5 Minuten abzuwarten.

 

3. Eine Umarmung

Eine Berührung kann in einigen Situationen mehr bewirken als alle anderen Strategien. Auch, wenn es sich bei einem verärgerten Kleinkind anfühlen mag, als würde man einen kleinen Kaktus umarmen. Achte dabei aber auf dein Kind, ob es die Berührungen im Moment überhaupt zulassen will.

Wenn dein Kind so tief “drin” steckt, dass du gar nicht mehr rankommst: Das ist okay. Bleib da, bleib präsent, reiche Taschentücher – es wird sich eine Gelegenheit bieten, in Verbindung zu treten.

 

Die Forschung bestätigt es immer wieder: Es ist kein Zeichen von Schwäche oder falscher Nachsicht, erst auf Beziehung und dann auf Erziehung zu setzen. Es geht darum, eine belastbare Beziehung zu deinem Kind zu aufzubauen. Eine, die auch in 5, 10 und 15 Jahren noch trägt.

Wenn du mehr über den Ansatz, in deiner Erziehung die Bedürfnisse deines Kindes an oberste Stelle zu setzen, dann interessiert dich bestimmt auch unser Audiokurs zum Thema “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen”.

Quellen:

de Rodriguez, A. S. (2016): Wenn „Beziehung statt Erziehung“ uns in die Krise stürzt – und warum sie notwendig ist. http://elternmorphose.de/wenn-beziehung-statt-erziehung-uns-in-die-krise-stuerzt-und-warum-sie-notwendig-ist/

Fürst-Liess, D. (2021): Erziehen auf Augenhöhe. https://dorothealiess.de/erziehen-auf-augenhoehe/

Mik, J. (2018): Beziehung statt Erziehung? – Warum wir “Erziehung” immer wieder definieren müssen, wenn wir darüber reden wollen (und warum ich mich davon distanziere). https://www.mini-and-me.com/beziehung-statt-erziehung-warum-wir-erziehung-immer-wieder-definieren-muessen-und-warum-ich-mich-davon-distanziere/

 

Schritt-für-Schritt-Anleitung Löse Konflikte spielerisch

Hol sie dir jetzt direkt in deine Inbox.💌

Zusätzlich erhältst du von uns ca. 1-2 Mal pro Woche eine E-Mail mit Tipps zum Thema Kindererziehung. Du kannst dich jederzeit mit nur einem Klick oder per E-Mail an support@familypunk.com wieder abmelden. Unsere Datenschutzerklärung findest du hier.