Deeskalation im Familienleben

5 Tipps, wie das funktioniert

Wann immer es herausfordernd wird im Familienalltag, ist es schwierig für uns Eltern, gelassen und ruhig zu bleiben. Unser Kind drückt zielsicher, wenngleich oft unbewusst unsere “Knöpfchen” und viel zu schnell empfinden wir sein Verhalten als Provokation. Und schon stecken wir in einer Eskalationsspirale, wenn uns doch eigentlich Deeskalation im Familienleben viel mehr helfen würde. Häufige Eskalationen untergraben die stabile Beziehung zu unserem Kind – und das ist ja eigentlich das Gegenteil von dem, was wir wollen. 

Wie gelingt es uns als Eltern, aus diesem Verhaltensmuster auszubrechen? Wie schaffen wir es, besonnen zu reagieren und statt in Eskalation auf Deeskalation im Familienleben zu setzen? Genau dazu stellen wir dir 5 konkrete Strategien vor.

Was ist Deeskalation im Familienleben

Deeskalation ist die Kunst, sich in herausfordernden Erziehungssituationen nicht reizen und hineinziehen zu lassen, sondern sich zu kontrollieren und zu bremsen, so Haim Omer, israelischer Psychologieprofessor und Begründer des Konzepts der “Neuen Autorität”. Das Ziel der Deeskalation im Familienleben ist also, das Aggressionspotenzial zu reduzieren und Konflikte auf eine friedliche Art und Weise zu lösen. Statt zu schimpfen, zu schreien, Strafen zu verhängen oder Vorwürfe zu machen, setzen wir bewusst friedensstiftende Verhaltensweisen und Worte ein.   

Selbstkontrolle vor Deeskalation

Wie bei so vielen guten Konzepten für das Familienleben ist auch bei der Deeskalation der erste Schritt, bei sich selbst anzufangen und Selbstkontrolle im Familienleben zu üben. Gefühlt ist das gerade in den Weihnachtstagen extra herausfordernd, aber nie war es lohnender, als jetzt.

Selbstkontrolle und Deeskalation sind erlernbar, aber es braucht Übung. Mach dich nicht verrückt, wenn es nicht gleich klappt. Wenn wir mit uns selbst versöhnlich und wertschätzend umgehen, dann können wir das auch besser mit unserem Kind. Sag dir zum Beispiel “Ich möchte so nicht sein, aber ich akzeptiere, dass dieses Verhalten momentan zu mir gehört. Ich möchte daran arbeiten.”

5 Strategien zur Deeskalation im Familienleben

Vielleicht hast du die erste heikle Situation schon vor deinen Augen. Nutze diese fünf Strategien für eine erfolgreiche Entschärfung dieser Konflikte im Familienleben:

1. Verzögere deine Reaktion

Schaffe einen Raum zwischen Reiz und Reaktion. Wenn dein Kind unerwünschtes Verhalten zeigt und du richtig in Ladung kommst: widerstehe der Versuchung, zu predigen, zu diskutieren oder laut zu werden. Probiere es im ersten Moment mit präsentem Schweigen (also, konkret: Du bleibst in der Situation, bist im Augenkontakt mit deinem Kind, aber du schweigst). Du kannst auch einen einfachen Satz sagen, den du dir vorher zurechtlegst: “Dieses Verhalten ist für uns nicht in Ordnung. Wir werden später darauf zurückkommen. Gerne kannst du uns deine Lösungsvorschläge mitteilen.” (Hinweis: anwendbar ab ca. 3-4 Jahren). So kannst du deine Reaktion aufschieben und dir Zeit gönnen, um sie zu planen. Gleichzeitig stachelst du dein Kind in einer emotionalen Situation nicht weiter an. “Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist.” lautet das Mantra dazu. Wenn du selbst cool bist, kann du natürlich stattdessen einfühlsam mit deinem Kind ins Gespräch gehen.

2. Kommuniziere wertschätzend und klar

Auch wenn es im Eifer des Gefechts schwerfallen mag, ist es wichtig, wertschätzend miteinander zu sprechen. Kommuniziere in Ich- oder Wir-Botschaften. Bewerte nicht dein Kind, sondern betrachte sein Verhalten als etwas, das nicht zu deinen Bedürfnissen in diesem Moment passt. Das nimmt deinen Worten die Schärfe, die du vielleicht kurz später schon bereust. Zum Beispiel “Ich sehe, dass überall die Schuhe herumliegen. Das macht mich total ärgerlich, weil ich Ordnung brauche und auch das Gefühl von Unterstützung. Könntest du bitte kurz mit mir aufräumen?” klingt anders als “Immer bist du so unordentlich! Räum jetzt sofort die Schuhe auf!”. Der erste Satz ist eine Bitte, die ein Kind auch verneinen kann. Der zweite Satz eskaliert und es würde ein sehr empathisches Kind voraussetzen, dass es seinerseits nun mit Deeskalation antwortet.

3. Setze auf Beharrlichkeit statt Sieg

Du und dein Kind, ihr seid im selben Team. Wenn einer im Team verliert, verlieren alle. So ist es auch, wenn wir versuchen, unser Kind mit unserer elterlichen Macht zu etwas zu zwingen. Machtkämpfe sind fast immer die Folge, denn Druck erzeugt Gegendruck. Beharrlichkeit als Strategie zur Deeskalation im Familienleben bedeutet dagegen: Du bleibst dran. Du kannst eine Situation vielleicht nicht sofort klären, aber du kommst darauf zurück. Später am Tag, an einem anderen Tag, vielleicht auch über Wochen hinweg. Haim Omer sagt “Wir müssen unsere Kinder nicht besiegen. Wir müssen nur auf unserem Standpunkt beharren.” Ich würde hinzufügen: wenn uns der Standpunkt wirklich wichtig ist.   

4. Gib eigene Fehler zu und korrigiere sie

Auch wenn du dich in einer Auseinandersetzung mit deinem Kind verrannt hast, so ist es nie zu spät, auszusteigen. Wenn du bemerkst, dass du einen Fehler gemacht hast, kannst du ihn korrigieren. Zum Beispiel: “Moment, stopp, das ist Quatsch, was ich hier mache. Ich gehe noch mal raus und komme wieder rein.” Oder du suchst im Nachgang das Gespräch und drückst in einem ruhigen Moment dein Bedauern für dein Verhalten aus. “Du, als ich eben aus dem Zimmer gestürmt bin, wollte ich dich nicht erschrecken. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Es war ein Fehler und ich bedauere ihn”. Du verlierst dadurch nicht dein Gesicht. Du gewinnst durch solche Gesten die Beziehung zu deinem Kind ein Stück weit wieder zurück.   

5. Setze Beziehungsgesten ein

Beziehungsgesten sind kleine Aufmerksamkeiten und Nettigkeiten, die eure Beziehung stärken. Du solltest sie unabhängig vom Verhalten deines Kindes einsetzen als deine Investition in eure Verbindung. Das kann zum Beispiel ein Kompliment sein oder du kochst das Lieblingsessen deines Kindes. Beziehungsgesten machen deinem Kind deutlich, dass du als Elternteil an einer Beziehung zu ihm interessiert bist und dass du es gerne hast, ganz unabhängig von den Konflikten, die ihr vielleicht gerade habt. Auch eine aktive Aufforderung zur Gemeinsamzeit.

 

Konflikte und Auseinandersetzungen gehören zum Familienalltag dazu. Aber wir als Eltern können uns entscheiden, etwas dagegenzusetzen, indem wir uns Zeit nehmen, mit uns selbst in Verbindung zu sein und zu deeskalieren, statt Konflikte anzuheizen. So schaffen wir es, uns in angespannten Situationen nicht von unseren eigenen Impulsen leiten zu lassen, sondern Konflikte friedlich zu lösen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie man Konflikte am besten löst, dann interessiert dich vielleicht auch unser Audiokurs “Konflikte mit Kinder lösen” kann eine Beziehungsgeste sein.

Quellen:

                       

Schritt-für-Schritt-Anleitung Löse Konflikte spielerisch

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