Die Schimpfliste

Wie man eigene Muster erkennt

Alle Eltern schimpfen ab und an

Ich kenne keine Eltern (uns eingeschlossen), die nicht ab und zu mit ihrem Kind schimpfen oder die Stimme mehr erheben als nötig. Selbst dem noch so achtsamen Papa und der geduldigsten Mama reißt manchmal einfach der Geduldsfaden. Das ist ganz normal. Aber wir können uns das bewusst werden und zumindest versuchen, nicht laut zu werden oder zu schimpfen.

Denn eigentlich erreichen wir viel mehr, wenn wir unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen und ihnen in einer liebevollen Atmosphäre erklären, warum wir gewissen Dinge nicht für gutheißen. Mit Schimpfen dringen wir oft gar nicht so richtig zu ihnen durch. 

In diesem Artikel erklären wir dir deshalb, mit welcher Methode du dein Schimpf-Verhalten besser reflektieren kannst. Denn erst, wenn wir uns darüber bewusst sind, können wir auch nachhaltig etwas ändern.

Wir tadeln fast täglich

Erfahrungsgemäß schimpfen oder tadeln wir fast immer in ähnlichen Situationen. Zum Beispiel dann, wenn wir, unser Kind oder alle zusammen besonders gestresst, müde oder hungrig sind. Oder wenn wir getriggert werden und Glaubenssätze, die wir unser Leben lang als richtig akzeptiert haben, infrage gestellt werden. Meist wollen wir eigentlich gar nicht laut werden, aber die Situation hat uns so im Griff, dass wir nicht mehr auf unsere Ressourcen zugreifen können, um die Lage anders zu entschärfen. In unserem Magazinbeitrag zum Thema erfährst du, wie du diesen Stress regulieren kannst. 

 

Da Vorsorge bekanntlich die beste Medizin ist, lohnt es sich, Muster zu identifizieren. Auf dieser Basis kannst du dann überlegen, ob sich solche wiederkehrenden Situationen nicht schon präventiv entschärfen ließen.⁠ Die besten Konflikte sind ja die, die gar nicht erst entstehen. Sollte es doch einmal zu Konflikte mit deinem Kind kommen, erfährst du in unserem Audiokurs “Konflikte lösen mit Kindern”, wie du am besten damit umgehst. 

 

Um Muster in unserem Schimpf-Verhalten zu erkennen, kannst du die Methode der Schimpfliste anwenden.

Die Schimpfliste: So funktioniert sie

  • Erstelle auf einem Blatt Papier eine Liste, auf der du Datum, Uhrzeit und den Grund des Schimpfens oder deiner Wut eintragen kannst
  • Hänge sie an einen Ort, der für dich leicht zugänglich, aber nicht unbedingt öffentlich ist (vielleicht die Innenseite eines Küchenschranks?) oder lege sie zum Beispiel auf den Nachttisch
  • Lade deine Partnerin/deinen Partner ein, sich an der Schimpfliste zu beteiligen. Es hilft, wenn beide an einem Strang ziehen – aber das ist kein Muss. Wenn du alleinerziehend bist, dann gehört die Liste dir ganz allein
  • Schreibe eine Woche lang jedes Mal auf, wenn du schimpfst oder laut wirst oder dich so richtig über dein Kind ärgerst. Am besten notierst du die Situation so objektiv wie möglich und deine Bewertung und Gefühle dazu (z.B. “Anton hat mich angeschaut und dann das Glas fallen gelassen. Ich war so wütend, weil ich schon 5 Mal gesagt hatte, dass er es hinstellen soll. Es kann ja nicht sein, dass er einfach nicht auf mich hört!”)
  • Schau dir am Ende der Woche die Liste an und analysiere, ob es irgendwelche Muster gibt in den Situationen und/oder in deiner Reaktion auf gewisse Situationen (z.B. eher abends als morgens; eher dann, wenn es schnell gehen muss; immer, wenn es ums Essen/Aufräumen/Fernsehen geht etc.)

Eine solche Liste zu erstellen ist ein ganz schönes Stück Arbeit, weil es erfordert, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen und auf Momente schauen, in denen nicht alles perfekt ist. Wichtig ist, dass du dich davon nicht runterziehen lässt. Es ist ganz normal, dass nicht immer alles gut läuft. Aber allein, dass du dich mit deinem Verhalten gegenüber deinem Kind auseinandersetzt, zeigt schon, wie wichtig dir das ist. 

 

Wenn du direkt beim Sichten deiner Liste dann schon erste Ideen entwickelst, wie du derartige Situationen vermeiden oder entschärfen kannst, ist das super. Aber bei manchen Punkten braucht es vielleicht auch ein bisschen Zeit und Auseinandersetzung, bis du eine gute Lösung für dich gefunden hast. Wenn du willst, suche dir auch jederzeit Hilfe. Das ist kein Zeichen von Schwäche, ganz im Gegenteil. Schließlich setzt du dich aktiv mit deinem Verhalten auseinander und versuchst lautes Schimpfen und häufiges Tadeln in Zukunft zu vermeiden. Vielleicht kann dir dabei auch unser Audiokurs “Kinder erziehen ohne Schimpfen und Schreien” weiterhelfen. 

Quellen:

Schmidt, N. (2019): Erziehen ohne Schimpfen. GU Verlag.

Schnitzler, K. (2012): Eltern haben eine falsche Sicht auf die Dinge. https://www.sueddeutsche.de/leben/expertentipps-zur-erziehung-eltern-haben-eine-falsche-sicht-auf-die-dinge-1.1389517.

 

 

Schritt-für-Schritt-Anleitung Löse Konflikte spielerisch

Hol sie dir jetzt direkt in deine Inbox.💌

Zusätzlich erhältst du von uns ca. 1-2 Mal pro Woche eine E-Mail mit Tipps zum Thema Kindererziehung. Du kannst dich jederzeit mit nur einem Klick oder per E-Mail an support@familypunk.com wieder abmelden. Unsere Datenschutzerklärung findest du hier.