Erziehung ohne Druck

5 Strategien, wie das funktionieren kann

Erziehung ohne Druck – klingt einfach, doch in alltäglichen Situation ist dies nicht immer umsetzbar. Mit drei Kindern unter 6 Jahren mit Fahrrad und Roller unterwegs zu sein, ist immer wieder ein kleines Abenteuer. Bei uns klappt das mittlerweile ganz gut – wenn nicht ein Kind “blockiert”.

 

Manchmal reichen Kleinigkeiten wie ein Schild, das unterschiedlich interpretiert wird oder eine Mülltonne, die falsch steht und von einer auf die andere Sekunde geht nichts mehr. Kein Vor, kein Zurück. Einer meiner Jungs steckt in einer Blockade – und das mitten auf dem Bürgersteig.

 

Kennst du Situationen wie diese auch aus deinem Alltag? Wir haben 5 Strategien, wie du mit Blockaden und Verweigerung bei deinem Kind besser umgehen kannst. Und zwar so, dass es nicht zum Konflikt kommt, sondern du die Lage bedürfnisorientiert löst. Mehr zum Thema bedürfnisorientiert erziehen, erfährst du auch in unserem entsprechenden Audiokurs

"Wenn du jetzt nicht kommst, dann fahre ich ohne dich"

Wer hat so etwas oder ähnliche Sätze nicht zumindest schon mal gedacht, vielleicht auch gesagt? Auch in meiner Situation im Straßenverkehr lag er nahe. Ich konnte ihn mir gerade noch verkneifen. 

 

Denn ein Konflikt, der mit solchen Sätzen beginnt, kann schnell eskalieren: Das Kind erfährt Stress und drückt ihn zum Beispiel durch Verweigerung, Zurückziehen oder sogar um sich Schlagen aus. Wir werden vielleicht noch gestresster (vor allem, wenn es in der Öffentlichkeit ist) und erhöhen den Druck “Wenn du dich weiter so unmöglich verhältst, fahren wir nie wieder Fahrrad zusammen!” Quatsch, eigentlich will ich ja, dass wir Fahrrad fahren.

Druck erzeugt in den meisten Fällen Gegendruck

Wenn wir auf eine Blockadehaltung bei unserem Kind mit Druck, Schimpfen, Beschämung oder sogar höherer Lautstärke reagieren, lernt es nicht, Dinge anders zu machen, sondern spürt Stress. Und damit kann es in den meisten Fällen nicht gut umgehen und wir geraten alle zusammen in eine Konfliktspirale.

Aber halt: müssen wir Eltern nicht manchmal durchgreifen? Klar, wenn es um die Sicherheit geht. Zum Beispiel im Straßenverkehr, in der Küche oder auch, wenn Geschwister zu sehr kämpfen. Da müssen wir eingreifen und so ruhig wie möglich für eine sichere Umgebung sorgen. Aber nicht jede Situation ist sicherheitsrelevant.

5 Strategien, um Blockaden und Verweigerungen zu vermeiden - ganz ohne Druck

1. Verändere deinen Blick auf dein Kind

Experten sind sich einig: Unser Kind beschließt nicht, absichtlich bockig zu sein. Es findet nur alleine keine andere Sprache, sich auszudrücken, keine andere Lösung für die Situationen. Mit der Haltung, dass unser Kind unsere Unterstützung braucht, kommen wir schneller aus unserer eigenen Vorstellungswelt heraus und öffnen uns für die Welt der Lösungsmöglichkeiten.

2. Plane Zeit und Puffer ein

Studien und auch unsere eigenen Umfragen zeigen, dass wir unser Elternleben als große Herausforderung empfinden. Schnell kann sich dieser Stress auf unser Verhalten mit unserem Kind übertragen. Ein Tipp: Pausen, Puffer und mehr Zeit einplanen. Meine Faustformel ist: 

(Anzahl der Kinder x Zeit, die ich brauche) + 50% Puffer. 

Ergibt bei 3 Kindern für den 5-minütigen Radlweg zum Kindergarten: 22 Minuten. So plane ich bewusst die Zeit ein, um unterwegs vielleicht noch das eine oder andere Schild zu betrachten oder eine Mülltonne zur Seite zu schieben.

3. Reduziere grundsätzliche Stressfaktoren

Wenn wir die Stressfaktoren unseres Kindes kennen (zum Beispiel häufige Übergänge am Tag, der Trubel im Kindergarten), können wir versuchen, sie und den Druck beim Kind zu reduzieren. Nora Imlau empfiehlt unter anderem, bewusste Erholung und Pausen für das Kind einplanen, Kinderzimmer entrümpeln und eine Spielzeug-Tauschstation einrichten (z.B. im Keller oder im Schlafzimmer der Eltern), Anzahl der Termine reduzieren oder Entspannungsrituale einzuführen, wie zum Beispiel Tee trinken oder eine kleine Massage.

4. Gefühle erkennen, Gefühle benennen

Wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder ihre Emotionen durch Brüllen, Schlagen, Zurückgezogenheit oder Verweigerung verarbeiten, dann müssen wir ihnen Wege zeigen, wie sie Gefühle erkennen und benennen können. Als Beginn eines Dialoges etwa: “Du wirkst ganz verzweifelt auf mich. Was ist passiert?” oder “Ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Bist du wütend?” Wichtig: gemeinsam die Ursache erkunden, damit Kinder lernen, was hinter ihren emotionalen Reaktionen steckt und lernen, ihre eigenen Trigger verstehen.

5. In Lösungen denken statt in Konsequenzen

Vielleicht denkst du: “Ich verhandle doch nicht mit einem 4-Jährigen, ob er auf der Straße Fahrrad fährt oder nicht!” Stimmt, bei Sicherheitsthemen gibt es auch nichts zu verhandeln. Aber bei den meisten anderen Themen lohnt es sich, mit deinem Kind zu überlegen, welche Lösung für euch beide gangbar wäre. “Was glaubst du, könnte jetzt für uns funktionieren? Hast du eine Idee?”.

 

Es ist kein Gesichtsverlust, unser Kind in die Lösungsfindung bei einem gemeinsamen Konflikt einzubeziehen – auch wenn es sich im ersten Moment so anfühlen mag. Es ist auch nicht schlimm, den ersten eigenen Schnellschuss zurückzunehmen und zu sagen “Weißt du was, das war Quatsch, was ich gesagt habe. Ich möchte einfach, dass wir sicher zu Hause ankommen. Wie schaffen wir das?”

 

Wir erziehen keine Kinder, sondern Erwachsene. Auch ein Grund, unseren Kindern ohne Druck begegnen, denn damit beeinflussen wir ihr Verhalten im Erwachsenenleben. 

Zum Weiterlesen

Nicola Schmidt hat mit „Erziehen ohne Schimpfen“ ein Buch geschrieben, das viele gute Tipps und Hacks, wie Erziehung ohne Schimpfen, Beschämung und Schreien funktionieren kann, enthält. Es geht dabei auch darum, wie wir unser eigenes Stresslevel regulieren können, um im Familienalltag präsent zu sein.

Wenn dich das Thema “Bedürfnisorientiertes Erziehen” bei Kinder interessiert, dann schau doch mal bei unserem Audiokurs zum Thema vorbei.

Quellen:

Imlau, N. (2020): Mein Familienkompass. Ullstein Verlag. 

Schmidt, N. (2019): Erziehen ohne Schimpfen. Gräfe und Unzer Verlag.

 

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