Geschwisterstreit
So löst du ihn effektiv

- April 4, 2020
- Jutta Merschen
Geschwisterkinder streiten immer
„Maaaaamaaaa, er hat meine Luft geatmet!!!“
Jetzt erst mal selbst tief Luft holen, denn Geschwisterstreit gibt es JEDEN Tag und gefühlt um ALLES.
Wie bei fast allen Themen, die uns Eltern so richtig auf die Nerven gehen können, sagen Entwicklungspsychologen: es ist grundsätzlich gesund und richtig. Eine Familientherapeutin meinte zu mir: „Wenn Geschwister streiten, ist das ein Zeichen, dass sie sich gegenseitig wahrnehmen.“ Das ist ja schon mal gut. „Wenn sie sich um einen Gegenstand zoffen, bedeutet das, sie verstehen, was dem anderen lieb und teuer ist“. Aha. Sie lernen also Sozialkompetenz.
Doch die Fragen bleiben: wie bringe ich die Streithähne dazu, dass sie irgendwann auch wieder aufhören? Eingreifen oder die Kinder sich selbst überlassen? Die Antwort der Experten: unsere Aufgabe als Eltern ist es, einen Geschwisterstreit zu verlangsamen, um Lösungen zu ermöglichen. Nicht, um ihn zu schlichten oder für ein Kind Partei zu ergreifen. Mediator statt Gladiator.
Was heißt das konkret?
Ganz wichtig: Gefahrencheck machen. Ist ein Kind akut gefährdet, ernsthaft verletzt zu werden? Dann in den Geschwisterstreit eingreifen, trennen, durchatmen. Vor allem in diesen Zeiten müssen wir nicht auch noch in die Notaufnahme.
In Fällen des normalen Wahnsinns:
- Selbstcheck machen: Bin ich ruhig genug, um als Mediator*in einzugreifen? Wenn nein: umdrehen, atmen. Erst eingreifen, wenn du dir klargemacht hast: „Der Streit geht nicht gegen mich.“
- Zu den streitenden Geschwistern gehen, Regeln erklären: „Hey ihr beiden, ich sehe, dass ihr ziemlich heftig streitet. Ich nehme jetzt mal die Schachtel (das Objekt der Begierde) und lege sie auf den Schrank. Dann setzen wir uns kurz hin und reden miteinander.“ Ich weiß, dass sich das sehr künstlich anhört. In der Situation wirst du Worte finden, die passen
- Die Kinder bitten, die Situation zu schildern: Zuhören, bei kleineren Kindern Angebote machen („Anna, du wolltest auch mal die Schachtel haben, mit der Tobi gespielt hat?“)
- Empathie fördern bei Geschwisterstreit: „Anna, warum war Tobi denn so wütend auf einmal? Tobi, warum hat Anna so geschrien, als du nach ihr getreten hast?“ Jaaaaa, für uns liegen die Antworten auf der Hand. Deine Kinder lernen aber gerade erst, dass es auch ein Universum neben ihrem eigenen gibt.
- Lösungen entwickeln: „Wie könntet ihr beide jetzt weitermachen? Was könntet ihr beim nächsten Mal anders machen?“ Und dann: den Konflikt loslassen. Die Kinder haben den Streit fast immer schneller vergessen als wir. Du bist skeptisch? Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Technik schon nach wenigen Wochen erfolgreicher ist als andere Strategien. Probier es einfach aus.
Konflikte in der Familie gehören zum normalen Wahnsinn dazu. Entscheidend ist aber, wie man mit diesen umgeht. Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann schau dir unbedingt unseren Audiokurs „Konflikte mit Kindern verstehen und lösen“ an.