Gewohnheiten verändern
Und Gemeinsamzeit einführen

- Mai 16, 2020
- Jutta Merschen
Was ist Gemeinsamzeit?
Man könnte ja denken, dass sich 10 Minuten immer finden lassen. Vor allem, wenn wir sie in entspanntem Zustand mit einem unserer Kinder verbringen sollen. Richtig, ich spreche davon, Gemeinsamzeit einzuführen. Das ist unser Geheimtipp zu einem besseren Umgang mit unseren Kindern, die übrigens richtig Spaß machen kann.
Als Mama von 3 ziemlich gleich alten Jungs denke ich allerdings oft: wann soll ich das noch machen? Falls du auch noch mit der Umsetzung haderst, dann lies einfach weiter.
Gewohnheiten ändern geht nicht von heute auf morgen
Eine Gewohnheit zu verändern oder neu einzuführen, kann manchmal ganz schön lange dauern. Eine britische Wissenschaftlerin hat herausgefunden, dass die Veränderung von Gewohnheiten 18 – 254 Tage dauert, unter anderem abhängig von der Tragweite der Veränderung. Im Schnitt sind es übrigens 66 Tage.
Das Thema Gemeinsamzeit einführen ist da wahrscheinlich keine Ausnahme. Hier nochmal die Zusammenfassung, was es damit auf sich hat: Es geht um 10 Minuten, die ein Elternteil am Tag mit einem Kind ungestört und emotional voll präsent verbringt und sich auf das einlässt, was das Kind machen möchte. Nachzulesen auch hier.
Unsere 5 Tipps
Heute haben wir 5 Tipps für dich, wenn es dir schwerfällt, diese neue Gewohnheit in eurem Familienleben zu verankern. Der wichtigste Tipp vorab: Gemeinsamzeit ist eine der besten Investitionen in die Beziehung zu deinem Kind, die du machen kannst.
1. Hilfe! Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!
- Ein Schritt nach dem anderen: Lege ab morgen pro Kind einen zehnminütigen Zeitblock am Tag fest, den du (oder dein*e Partner*in) für Gemeinsamzeit reservierst
- Erkläre deinem Kind, was du vorhast und denk dir einen Namen für die gemeinsame Zeit aus. Wenn du mehrere Kinder hast, benenne diese besondere Zeit für jedes Kind individuell
- Bitte dein Kind, mit dir gemeinsam zu überlegen, welche lustigen Dinge ihr in diesen zehn Minuten gemeinsam tun könntet
- Wenn es hilft, macht eine Liste oder haltet die Ergebnisse auf Kärtchen, Post-its oder Wäscheklammern fest
2. Mein Kind ist furchtbar enttäuscht, wenn die Gemeinsamzeit vorbei ist.
- Das ist normal, besonders bei jüngeren Kindern. Daran kannst du sehen, wie viel es deinem Kind bedeutet, diese besondere Zeit mit dir zu haben
- Was hilft: erstelle einen visuellen Zeitplan, auf dem zu sehen ist, wann eure Gemeinsamzeit ansteht. Hänge ihn irgendwo auf, wo ihn alle gut sehen können. Er gibt deinem Kind Sicherheit, dass die tolle Zeit mit dir wiederkommt – und dir die Verantwortung, die Zeit auch zu investieren
- Benutze einen Timer. Das hat den Vorteil, dass nicht du die „schlechte Nachricht“ überbringst, nach dem Motto: „So, jetzt müssen wir aber aufhören.“, sondern der Timer sagt: „Die Zeit ist um, nun machen wir etwas anderes.“
- Plane für die Zeit unmittelbar nach eurer gemeinsamen Zeit eine interessante Aktivität ein (zum Beispiel Kneten, Malen oder Puzzeln…) und lass dein Kind in deiner Nähe spielen. Oder du planst die Gemeinsamzeit vor den Mahlzeiten ein
3. Warum muss ich unbedingt einen Namen finden?
- Hinter dem aktiven Benennen der Gemeinsamzeit steckt die Bewusstmachung beim Kind, dass diese Zeit etwas Besonderes ist
- Erst, wenn dein Kind weiß, dass es in dieser Zeit nur dich und ihn oder sie gibt, kann diese Strategie ihre volle Wirkung entfalten
- Die Benennung hilft auch uns, unsere Energie zu fokussieren. Noch einen Einfall für die Einkaufsliste gehabt? Kann auch nach der Gemeinsamzeit notiert werden, wenn ich mir bewusst bin, um was es in dieser Zeit geht: emotional voll präsent mit meinem Kind sein
4. Was kann ich tun, wenn ich eine große Familie habe?
- Wenn es absolut unmöglich ist, täglich zehn Minuten mit jedem Kind zu verbringen, plane die Gemeinsamzeit über die ganze Woche so, dass jedes Kind einmal dran ist
- Am wichtigsten ist es, einen Zeitplan zu haben. So weiß jedes Kind, wann es an der Reihe ist. Hänge ihn am besten so auf, dass ihn jeder sehen kann
- Gerade in großen Familien ist es oft nicht leicht, jedem Kind die Aufmerksamkeit zu geben, die es braucht. Wenn du Gemeinsamzeit zu einem Teil der wöchentlichen Routine machst, kannst du dafür sorgen, dass alle Kinder sich zugehörig und bedeutsam fühlen
5. Mein Kind unterbricht die Gemeinsamzeit seiner Geschwister
- Plane die Gemeinsamzeit in Zeiten ein, in denen du Unterstützung bei der Kinderbetreuung hast und sich jemand anderes um die Geschwister kümmert
- Falls die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett gehen oder aufstehen: nutze die Zeiten, in denen nur ein Kind wach ist für die gemeinsame Zeit
- Ziehe die Gemeinsamzeit für das Kind, das euch unterbricht, nach vorne. Plane eine spannende Folgeaktivität, die ihn oder sie beschäftigt
- Und wenn gar nichts hilft: Dies kann der Zeitpunkt sein, Bildschirmzeit zu nutzen. Erlaube einem Kind, 15 Minuten lang die Lieblingssendung anzusehen, während du mit dem anderen die besonderen 10 Minuten ungestört genießt
Nur Mut: „Was lange währt, wird endlich gut.“ Hier trifft es mal zu.
Weitere Informationen und Tipps, um die Beziehung zu deinem Kind zu stärken, findest du in unserem Audiokurs „Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen“.