Gut gegen Wut

6 Strategien, wie du deine Wut regulieren kannst

Innere Wut

Ein Vulkanausbruch in der Natur kündigt sich meistens an, durch messbare Phänomene. In der Familie ist es oft genauso und wenn wir es schaffen, die Zeichen zu sehen, haben wir die Möglichkeit, gegenzusteuern. Natürlich wäre es am allerbesten, wenn es gar nicht erst zu familiären Vorbeben käme. Aber manchmal ist es eben nicht zu vermeiden. Wie du gegen deine innere Wut angehen kannst, damit sie nicht zum Ausbruch kommt, dazu haben wir heute ein paar konkrete Ideen.

Vorbeugung ist die beste Medizin

Du hast es ignoriert. Hast spielerisch darauf reagiert und zu guter Letzt klar kommuniziert, was dich stört. Und trotzdem hört das unerwünschte Verhalten deines Kindes nicht auf. Es bringt dich total auf die Palme. Dein Herzschlag wird schneller, vielleicht wird dir warm, dein Atem stockt – und gleich läuft das Fass über. Wut steigt in dir auf. Eine Zurechtweisung, ein scharfer Ton, vielleicht auch lautes Schimpfen brechen gleich aus dir raus.

Aber um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, können wir vorbeugen. Kurz vor dem Wutausbruch ist es unsere Aufgabe als Eltern, uns selbst zu regulieren, um sinnvoll (und liebevoll) zu intervenieren. Es geht nicht darum, Gefühle wegzudrücken, sondern eher darum, Wut, Ärger oder Frustration nicht zur Leitplanke unseres Verhaltens werden zu lassen. Manchmal ist das sehr schwierig und wir würden unserer Wut am liebsten freien Lauf lassen. Unsere Strategien können dir helfen, dich wieder zu beruhigen. Wenn du  interessiert daran bist, wie Erziehung ohne Schreien und Schimpfen funktioniert, hör dir auch gerne unseren Audiokurs zum Thema an.

 

6 Strategien gegen die Wut

Eine beliebte Formel gegen die aufsteigende Wut kennen viele von uns: Zähl doch mal bis 10. Sie mag vielleicht sinnvoll sein, hilft aber leider nicht immer. Deshalb haben wir für dich 6 alternative Notfallstrategien für akute Wut-Momente. Auch für sie benötigst du ein wenig Gespür. Welche sind die richtigen für dich, wann sind welche sinnvoll. Aber mit ein wenig Übung wirst du bestimmt schnell herausfinden, welche für dich am besten funktionieren.

1. tief durchatmen

“Es gibt nichts, was nicht nach 3 Mal tief ein und ausatmen besser wäre”, sagte mein Yogalehrer mal zu mir. So trivial es auch klingt, irgendwie ist doch was dran. Wem das zu simpel ist, nimmt die Box-Technik, die wohl auch die U.S. Navy Seals anwenden: einatmen auf 5, halten auf 5, ausatmen auf 5, halten auf 5 und wieder von vorne.

Am besten gehst du dabei noch raus in den Garten oder auf den Balkon oder machst das Fenster einmal auf. Frische Luft tut uns in solchen Situationen auch gut.

 

2. Klopfen

Eine Technik aus der Psychotherapie gegen Panikattacken, die sogenannte Emotional Freedom Technique. Man klopft dabei sanft 10-15 Mal mit Zeige- und Ringfinger auf verschiedene Akupressurpunkte, z.B. direkt unterhalb des rechten Schlüsselbeins. Studien haben ergeben, dass die Punkte an sich gar nicht so wichtig sind – egal ob Wangenknochen, Stirn, Arm. Hauptsache, du klopfst.

 

3. Summen, Singen, Wiegen

Wenn du kurz vor dem Explodieren bist, mag Selbstfürsorge etwas seltsam anmuten. Ein Kind würdest du aber wahrscheinlich zu beruhigen versuchen. Auch wenn diese drei Techniken sich im ersten Moment komisch anfühlen: meine eigene Erfahrung auf mehreren Langstreckenflügen mit 3 Kindern und vielen Turbulenzen zeigen, dass sie funktionieren.

 

4. Musik

Statt dich aufzudrehen, lieber das Radio oder deine Lieblingsmusik anmachen. Das hat auch den Vorteil, dass du für einen Moment keine anderen Geräusche mehr hörst. Lenke deine Emotionen auf die Musik und weg von der auslösenden Situation.

 

5. Woanders brüllen

Sheila McCraith, die amerikanische Autorin von “Erziehen ohne auszurasten” brüllte laut ihrem Buch früher öfter mal ins Klo, anstatt ihre Kinder anzuschreien. Auch Garderobe oder Schränke eignen sich dafür, vielleicht sogar noch besser, wegen des Schallschutzes. Alternativ kannst du natürlich auch in ein Kissen brüllen. Entfern dich von der Situation, geh an den Ort deiner Wahl und schrei deine Wut einfach raus.

 

6. Stressbälle

Manchmal würde ich gerne einen kleinen Boxsack im Flur installieren. So einen aus den Filmen, die sich dann immer ganz schnell bewegen, wenn man dagegen haut. Stattdessen helfen auch Anti-Stressbälle, strategisch immer wieder dort positioniert, wo es leicht brenzlig wird: Flur, Küche, Bad, Kinderzimmer, Wohnzimmer.

All diese Tipps haben eines gemeinsam: Du lenkst deine Konzentration einen Augenblick weg von der Situation, die dich so wütend macht, und hin zu dir selbst. Wenn du mehr bei dir bist, gelingt es dir auch besser, deinem Kind gegenüber so zu reagieren, wie du es eigentlich willst. Außerdem schaffst du einen Moment Zeit. Wenn wir direkt auf etwas reagieren, das uns ärgert, kann es sein, dass wir die Reaktion später bereuen. Wenn wir aber einen Augenblick Zeit schaffen, um bei uns selbst zu sein und rational zu reagieren, können wir viel überlegter und bewusster handeln. Der Psychiater Viktor Frankl sagte einmal: “Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion”. Dieses Zitat verdeutlicht sehr gut, wofür unsere 6 Strategien da sind. Genau für diesen Raum, der uns bleibt, bevor wir reagieren. Der Reiz, also die Situation, ist unveränderlich. Aber wir können selbst entscheiden, wie wir diesen Raum und damit auch unsere Reaktion auf den Reiz gestalten wollen.

Wenn du mehr zum Thema “Erziehen ohne Schimpfen und Schreien” wissen willst, dann schau doch mal in unser Kursangebot zum Thema.

Quellen:

Mik, J. (2020): Aggressive Eltern schaden ihren Kindern – 9 Strategien lindern die Wut in 90 Sekunden. https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/aggressive-eltern-schaden-ihren-kindern-9-strategien-lindern-die-wut-in-90-sekunden_id_11678420.html

Trevisan, U.: Wie du Wut und Ärger schnell und stressfrei abbauen kannst. https://www.deeskalation-deutschland.de/wie-du-wut-und-aerger-schnell-und-stressfrei-abbauen-kannst

Stuck, N. (2020): Box Breathing: Aie Atemtechnik der Navy Seals. https://cloud-minded.de/magazin/box-breathing/

Wolf, H. (2020): Der Raum zwischen Reiz und Reaktion. https://www.selbstfuehren.de/post/raum-zwischen-reiz-und-reaktion.

 

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