Innere und äußere Maßstäbe

3 Anregungen zur Befreiung von Erwartungen

Welche Maßstäbe setzen wir uns und unserer Familie?

“Wir sollten aufhören, unsere Kinder für das Bild von Familie zu erziehen, dass wir für unsere Nachbarn geschaffen haben.” Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn gelesen habe, aber ich denke oft an diesen Satz. Ja, ich gebe es zu, auch ich frage mich hin und wieder, was unsere Nachbarn von uns als Eltern denken. Zum Beispiel, wenn die Jungs ihnen die Feierabendruhe mit Indianergeheul “versüßen”. Was denkt die Welt von uns Eltern und sollten wir uns darum kümmern? Welche Maßstäbe sind für uns relevant? Für die Beantwortung dieser Fragen haben wir heute ein paar Anregungen.

An welche Vorgaben möchten wir uns orientieren?

Über Warren Buffet, den erfolgreichen Investor, ist in seiner Biographie zu lesen, dass er die Frage nach dem guten Ruf so formuliert: “Möchtest du lieber der beste Liebhaber der Welt sein, während du als der schlechteste giltst? Oder möchtest du lieber als der beste Liebhaber gelten, während du der schlechteste bist?”. Es geht letzten Endes um das Bewertungsschema, das wir anlegen: unseren inneren Schiedsrichter oder die äußeren Maßstäbe.

 

Willst du lieber in den Augen deiner Nachbarn eine großartige Mama oder ein lustiger Papa sein? Oder selbst wissen: ich bin die beste Mama, die ich sein kann; ich bin der beste Papa, der ich sein kann. Wenn du dem Gefängnis des guten Rufs entkommen willst, zählt vornehmlich, wie du dein Verhalten bewertest.

Warum ist es so wichtig, sich von der Fixierung auf die Außenwahrnehmung zu befreien? Unsere Kinder verstehen schon sehr früh, was uns wichtig ist. Wenn sie merken, dass wir jede Möglichkeit für ein Foto nutzen, um etwas zu posten und uns über die Likes mehr freuen als über den eigentlichen Moment, dann lernen sie den äußeren Bewertungsmaßstab als etwas sehr Wichtiges kennen. Dadurch werden auch sie nach äußerer Anerkennung suchen, statt einen eigenen Maßstab für das zu finden, was wichtig ist im Leben.

Hier unsere 3 Anregungen zur Befreiung

1. Definiere deine eigenen Werte als Eltern

Wenn du innere Maßstäbe anlegen willst, hilft es, sie erstmal zu entwickeln. Welche Werte willst du deinen Kindern vermitteln? Die Website “Ein guter Plan” hat einen ganz guten Test dafür entwickelt. Frag dich: wie möchtest du als Mama oder Papa sein, vielleicht auch im Vergleich zu deinen eigenen Eltern? Mit welchen Worten sollen deine Kinder dich in 10 Jahren beschreiben?

2. Inneren Kritiker gewähren lassen und inneren Beschützer aktivieren

Wir haben ja nicht nur eine Stimme, sondern ein ganzes Team im Kopf. Der innere Kritiker ist oft daran beteiligt, dass wir uns mit dem Außen messen: “warum kann ich nicht so klar und konsequent sein” oder “bei dem Papa sind die Kinder immer so entspannt”. Das ist okay – lass den inneren Kritiker gewähren, du kommst eh nicht gegen ihn an. Wer jetzt helfen kann, ist der innere Beschützer. Der kann dir sagen, was du gut machst, was du toll kannst, was klappt. Gemessen an deinen eigenen Werten. Mithilfe des inneren Beschützers kannst du Situationen, in denen du mit dir nicht zufrieden bist, noch mal anschauen: ist es wirklich so schlimm? Möchte ich etwas ändern? Oder ist es eigentlich ganz gut so, auch, wenn es nicht der äußeren Norm entspricht?

3. Mach aus Scham Verantwortung

Wenn unsere Kinder sich “schlecht benehmen”, schämen wir uns manchmal für ihr Verhalten. Oder für unsere Reaktion darauf oder für beides. Scham ist ein sehr unangenehmes Gefühl, weil es oft die moralische Perspektive hat, man habe “versagt” im Vergleich zu einem inneren oder äußeren Maßstab. Versuche, Scham durch Verantwortung zu ersetzen. Dein Kind hat ein Glas heruntergeworfen? Es ist kein schlechtes Kind, sondern hat einen Fehler gemacht, für den es Verantwortung übernehmen kann. Und so ist es auch, wenn du gerade nicht super geduldig Ruhe einforderst: Du bist dafür verantwortlich, aber du musst dich nicht dafür schämen.

 

Wenn Tadel, die hochgezogene Augenbraue oder der ironische Kommentar von außen kommen, quittiere ihn mit freundlich-gelassenem Desinteresse. Genauso wie die Likes und Sternchen, übrigens. Es ist deine Art zu erziehen, deine Familie, dein Leben und damit auch deine Entscheidung. Unabhängig davon, was andere darüber denken. In kurz: ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich gänzlich ungeniert.

 

Das heißt übrigens nicht, dass wir jegliche wertschätzende Rückmeldung von Menschen, die uns nahe stehen, ignorieren müssen. Nur letztendlich entscheiden die inneren Maßstäbe, was wir damit machen und was wir ändern wollen – oder auch nicht.

Wenn du mehr über die Verantwortung und die unsichtbaren Belastungen für uns Eltern wissen willst, dann schau doch gerne mal bei unserem Audiokurs zum Thema “Mental Load” vorbei.

Quellen:

Mierau, S. (2017): Erwartungen – von Eltern an Kinder und scih selbst. https://geborgen-wachsen.de/2017/08/08/erwartungen-von-eltern-an-kinder-und-sich-selbst/

Schroeder, A. (2010): Warren Buffet – Das Leben ist wie ein Schneeball. FinanzBuch Verlag.

 

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