Dein Kind hört nicht?

Das kannst du tun!

Dein Kind hört Dich nicht - wenn Kinder im Spiel versunken sind

Wenn das Kind nicht hört

Hört mich hier jemand? Irgendjemand?“ Manchmal denke ich, ich rede gegen eine Wand. Meine Kinder hören mich einfach nicht. Ich äußere eine Frage oder Bitte an meine Kinder und es passiert: nichts. Niemand zieht sich selbständig an, hängt die Jacke an den Haken, klettert vom Sofa runter oder geht Zähne putzen.

Vielleicht geht es dir ähnlich wie mir. Deine Worte kommen scheinbar nicht an und langsam steigt der Frust in dir hoch.  Vielleicht fühlst du dich von deinem Kind nicht ernst genommen oder sogar provoziert, wenn auch nach der x-ten Wiederholung nichts passiert und einfach niemand auf dich zu hören scheint.

 

Wenn unsere Kinder tief versunken sind

Ob du es glaubst oder nicht: unsere Kinder haben eine Superpower. Sie besitzen die Fähigkeit, sich vollkommen auf Situationen und Dinge einzulassen. Sie können sich so sehr in ein Spiel oder Buch vertiefen, dass sie alles andere um sich herum vergessen. Und auch wenn wir nur 2 Meter weit weg stehen: Deine Kinder hören dich dann wirklich nicht, weil alle Aufmerksamkeit bei ihnen selbst ist und die Umgebung quasi ausgeblendet ist. Unsere Worte kommen gegen die Carrera-Bahn, das Ritterbuch oder das kleine Kaninchen nicht an.

 

Auf die Sprache kommt es an

Wie wir etwas sagen, beeinflusst auch, ob unsere Kinder uns hören. Oft sagen wir ja, was sie nicht machen sollen, zum Beispiel „Renn bitte nicht so schnell!“. Das Wort „nicht“ ist ein abstraktes Wort für Kinder und setzt die Fähigkeit des logischen Denkens voraus, welche erst ab ca. 2 Jahren erreicht wird. Das kindliche Gehirn benutzt im Kleinkindalter einen Filter, hört nur die Tätigkeitsworte raus und setzt diese prompt um – und läuft noch schneller.
 

Unsere Kinder wollen uns nicht provozieren

Auch unser Vorschul- und Grundschulkinder, die uns „nicht hören“, wollen uns nicht provozieren. Denn Provokation ist ein ziemlich komplexer Vorgang, den das Gehirn erst im Alter von 11-12 Jahren beherrscht. Oft, wenn dein Kind dich nicht hört, stecken hinter dem „nicht hören“ einfach sehr unterschiedliche Bedürfnisse zwischen uns und den Kindern: Schokopudding schmeckt einfach lecker. Ich kann irgendwie nachvollziehen, dass meine Kinder nicht aufhören wollen, sich ihn in ihre Schälchen zu löffeln und am liebsten auch noch den Topf auslecken wollen. 

Studien zeigen uns, dass das Verhalten von Kindern zielgerichtet ist: sie versuchen, ihre eigenen Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Autonomie zu befriedigen. Nur manchmal passt das eben so gar nicht zu unseren elterlichen Bedürfnissen.

 

Was also tun, wenn dein Kind dich nicht hört? Wir haben 6 Tipps für dich:

  1. Nimm Kontakt auf: Wenn dein Kind vertieft ist und du eine Bitte hast: prüfe erstmal, ob du noch kurz warten kannst. Wenn es dringend ist: geh zu deinem Kind, begib dich auf Augenhöhe und sprich dann mit ihm. Berühre es sanft, wenn es keine Reaktion zeigt, z.B. am Rücken oder der Schulter. Dazu gehört auch: kein Rufen oder keine Ansagen durch 3 Zimmer hinweg.
  2. Begib dich aktiv in die Welt deines Kindes: Es hilft, in die Anna & Elsa, Paw Patrol oder whatever-Welt einzutauchen, in die dein Kind gerade vertieft ist. Frag, was es spielt, lass dich darauf ein und passe einen Übergang ab (z.B. die Seite wird umgeblättert oder dein Kind holt ein neues Spielzeug), um deine Bitte zu äußern. Oder du bietest aktiv einen Übergang an und formulierst dann deinen Wunsch: „Bitte Autos parken!“
  3. Nutze eine kindgerechte und bewusste Sprache: Nutze wenige, kurze Sätze ohne viel Erklärung. „Pädagogisch gehaltvoll kann sehr einsilbig sein“, sagt Kinderarzt und Psychotherapeut Josef Althaus. Mit älteren Kindern hilft es, Codewörter zu vereinbaren, z.B. Jacke. Dann musst du keine Vorlesungen halten und dein Kind hat keine Ausreden, dass sein Gehirn irgendwelche Füllwörter herausgefiltert hat.
  4. Formuliere positiv: Vermeide gerade bei Kleinkindern das Wort „nicht“ und andere Negationen. Sage „Halte dich gut fest, dann schaffst du es bis oben.“ statt „Nicht herunterfallen.“ Trainiere bewusst, Sätze positiv zu formulieren. Das ist gar nicht so leicht, wird aber eure Familienatmosphäre nachhaltig positiv verändern (kleiner Spoiler: auch bei Erwachsenen sehr effektiv).
  5. Finde ein Mantra: Wenn du den Ärger aufsteigen spürst, sag dir mantraartig einen Satz auf, der deine Aufmerksamkeit lenkt. Zum Beispiel „Das Gehirn meines Kindes ist eine Baustelle der Entwicklung.“ oder „Mein Kind tut es für sich – nicht gegen mich.“
  6. Binde dein Kind ein: Ab 4-5 Jahren kannst du das Thema auch im Gespräch mit deinem Kind lösen (wenn du einmal seine oder ihre Aufmerksamkeit hast): frage es nach seinen Ideen, wie du seine ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen kannst. Mache dich vielleicht darauf gefasst, dass das in ein 360°-Gespräch abdriften kann: „Mama, wie bekomme ich eigentlich deine Aufmerksamkeit?“.

Wie wichtig es ist, sich konzentrieren zu können

Die Fähigkeit, sich vertiefen zu können, ist ein Geschenk von großer Tragweite. Die meisten von uns Eltern haben sie längst verlernt und es braucht jetzt Autoren wie Cal Newport mit seinem Buch „Deep Work“, der sie uns wieder in Erinnerung ruft. Und auch wenn es frustrierend sein kann, wenn wir zu unseren Kindern nicht durchdringen: Die Fähigkeit zu Konzentration und Fokus wird unseren Kindern als Heranwachsende und Erwachsene helfen.

Wer schon Kinder im Kindergartenalter hat: wie oft kommt dort das Thema Konzentrationsfähigkeit zur Sprache, von der Schule ganz abgesehen. Und natürlich ist die vielleicht ungeliebte Matheaufgabe etwas anderes als Puppenspielen oder das Ritterbuch. Die Fähigkeit, sich darin zu vertiefen und Flow zu erfahren, ist jedoch im Gehirn das Gleiche. Entwöhnen wir unsere Kinder nicht zu früh, indem wir erwarten, dass sie bei jedem Reiz von außen sofort springen – und dazu gehören auch wir mit unseren Bitten, Wünschen, Forderungen.

Manchmal interpretieren wir das Verhalten unserer Kinder falsch und es kommt zu unnötigen Konflikten. Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann schau dir unbedingt unseren Audiokurs Konflikte mit Kindern verstehen und lösen an.

 

Schritt-für-Schritt-Anleitung Löse Konflikte spielerisch

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