Wie du dein Kind richtig loben kannst
Diese 5 Tipps helfen

- Mai 27, 2020
- Jutta Merschen
Wer sehnt sich nicht nach ein bisschen Lob, ein paar Streicheleinheiten für die Seele? Soziale Anerkennung ist ein Grundbedürfnis, das wir alle kennen – und vielleicht auch das Gefühl, wenn es so gar nicht erfüllt wird. Ein hohes Maß an Anstrengung, ohne dafür gesehen oder wertgeschätzt zu werden, kann in den Burnout führen, sagen Mediziner. Also immer schön viel loben?
Ganz so einfach ist es nicht, vor allem nicht, wenn es ums Loben der Kinder geht. Denn die Art und Weise, wie wir loben, trägt zur Entwicklung unserer Kinder und zu ihrem Bewertungssystem entscheidend bei. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht einfach irgendwie loben, sondern richtig. Hier erfährst du, wie du deinem Kind Anerkennung und Liebe zeigen kannst, ohne sie darauf zu konditionieren.
Glücksgefühle durch Anerkennung
Anerkennung löst Glücksgefühle aus. Aber so schön diese Gefühle auch sein mögen, sie haben auch eine Kehrseite. Nämlich dann, wenn das Glück dein Kind abhängig wird von äußerer Anerkennung. Denn Glücksgefühle entstehen in diesem Fall nicht mehr von innen, sondern sind an äußere Bestätigung geknüpft.
Kinder, die noch viel offener für neue Lernerfahrungen sind als Erwachsene, werden auch an dieser Stelle durch uns Eltern geprägt. Sie eignen sich Verhaltensweisen an, die schnell und einfach zu Glücksgefühlen führen. Das kann in etwa so aussehen: “Wenn Mama oder Papa mich für´s Bilder malen überschwänglich loben, male ich halt noch ein Bild, auch wenn ich das Blatt Papier eigentlich lieber zerschneiden würde”. In diesem Fall wird dann die natürliche Kreativität gehemmt und dein Kind versucht das zu tun, was du von ihm erwartest, um gelobt zu werden.
Aufrichtig loben statt übertreiben
Alfie Kohn, ein amerikanischer Erziehungswissenschaftler, hat einige Kehrseiten von überschwänglichem Lob für Kinder zusammentragen, die von wissenschaftlichen Studien belegt wurden:
- Es kann Kinder manipulieren und ihre Sehnsucht nach Bestätigung von außen verstärken.
- Kinder, die viel Lob erhalten, haben weniger Anreiz, einen eigenen Bewertungsmaßstab für das, was gut, ok oder nicht angemessen ist, auszubilden.
- Lob kann das Interesse an einer Aktivität auf das Erhalten des Lobs (oder eines Stickers o.ä. Belohnungen) reduzieren anstatt auf den eigenen Lernerfolg.
Auch Herbert Renz-Polster (Kinderarzt und Autor) meint, dass die Überzeugung, dass positive Bewertungen immer gut für Kinder sind, „eine durch nichts bewiesene Annahme“ sei.
Heißt das jetzt, dass du deinem Kind nicht mehr zeigen sollst, wie stolz du auf sie oder ihn bist? Oder dass du es nicht mehr durch positive Kommentare in seinem Weg bestärken darfst? Natürlich nicht. Es geht eher darum, aufrichtig und nicht übertrieben zu loben, Bewertungen außen vorzulassen und explizit zu benennen, was bei uns Eltern positive Gefühle wie Freude, Stolz oder Bewunderung auslöst. Das Zauberwort heißt: beschreibendes Lob. Dein Kind kann sich dadurch ein positives, aber auch realistisches Selbstbild und damit auch echtes Selbstbewusstsein bilden. Wenn diese Punkte dir in deiner Erziehung wichtig sind, schau gerne auch mal bei unserem Audiokurs “Das glückliche Kind” vorbei. Dort erfährst du mehr zum bedürfnisorientierten Erziehen.
5 Tipps, wie du dein Kind richtig lobst
- Beschreibe, was ist: “Du hast dich alleine angezogen.” oder “Du hast die Karotten kleingeschnitten. Jetzt kann ich sie in die Suppe geben.” oder “Bis ganz nach oben bist du geklettert, ich konnte dich kaum mehr sehen”. Dein Kind sieht, dass du es wirklich beachtest und seine Leistung anerkennst, anstatt einfach nur eine Bewertung abzugeben.
- Benenne den Prozess und nicht nur das Ergebnis: “Ich habe gesehen, dass du ganz schön lang die Bügelperlen gesteckt hast.” oder “Da hast du viele verschiedene Farben gemischt, um zu dem Ergebnis zu kommen.” Es motiviert dein Kind mehr, als wenn du nur das Ergebnis lobst. Denn es versteht, dass nicht nur das Ergebnis zählt, sondern auch die Anstrengung und der Prozess.
- Bezeichne die Kompetenz, die zum Ergebnis geführt hat: “Du warst ganz schön mutig beim Klettern heute.” oder “Du hast dir viel Mühe gegeben, nicht über die Ränder zu malen”. Dein Kind merkt dabei, worauf es stolz sein kann.
- Frag nach, anstatt einfach anzuerkennen: “Was hat dir besonders Spaß dabei gemacht?”, “Was war am schwierigsten bei diesem Bild?”. “Wie hast du es geschafft, so hochzuklettern?” oder “Wie gefällt dir deine (selbstgemachte) Frisur?”. So zeigst du deinem Kind viel mehr Wertschätzung. Denn du nimmst dir Zeit, nachzufragen und zu verstehen. Das ist deinem Kind wichtiger, als nur ein kurzes “Toll”.
- Nonverbale Zeichen: Eine Umarmung, ein Lächeln, eine kleine Berührung können auch ausdrücken: Ich sehe dich, ich nehme wahr, was du machst!
Kinder brauchen Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe – um ihrer selbst willen. Nicht für eine Leistung, ein besonders schön gemaltes Bild oder eine brav hingehaltene Hand, sondern weil sie sind, wer sie sind. Und das sollten wir ihnen auch deutlich zeigen. Dein Kind beschreibend zu loben, kann dafür ein guter Schritt in die richtige Richtung sein.
Wenn du wissen willst, wie du auch in anderen Bereichen besser auf dein Kind eingehen kannst, dann schau doch mal bei unserem Audiokurs “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen” vorbei.
Quellen:
Körner, G.: Kinder loben – aber richtig!. https://www.leben-und-erziehen.de/kind/erziehung-entwicklung/kinder-loben-990801.html.
Langosch, N. (2020): So loben Sie Ihr Kind richtig. https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/so-loben-sie-ihr-kind-richtig/.
Schmidt, N.: Kinder richtig loben. https://www.urbia.de/magazin/familienleben/erziehung/kinder-richtig-loben.
Ulrich, N.: Ist Lob immer sinnvoll?. https://www.windeln.de/magazin/kleinkind/erziehung/ist-lob-immer-sinnvoll.html.