Wie Kinder teilen lernen

So kannst du sie dabei unterstützen

Kinder teilen lernen

“Jetzt gib doch deiner Schwester auch mal das Buch” ist ein Satz, der uns Eltern schnell mal über die Lippen kommt, wenn unsere Kinder sich um ein Spielzeug streiten. 

Wir sagen diesen Satz, weil wir Eltern meinen, dass unser Kind lernen soll, dass man auch mal etwas abgibt. Aber warum soll unser Kind teilen lernen? Was soll schon toll daran sein, wenn man sein Eis teilt und selbst viel weniger davon abbekommt?

Der Grund, warum wir Erwachsene Teilen als etwas Erstrebenswertes erachten und unser Kind sich damit schwertut, liegt in unserer Natur. Wir Menschen besitzen einen angeborenen Instinkt: Wir wollen unser Überleben sichern. Teilen trägt auf den ersten Blick nicht wirklich dazu bei – aber auf den zweiten eben schon, weil es uns die Zugehörigkeit zu einer Gruppe sichert und uns so mittelfristig Sicherheit bietet. Das heißt aber für unser Kind: Es muss erst lernen, welche Vorteile es überhaupt haben kann

Was lernen Kinder durchs Teilen?

Dein Kind verhält sich aus Perspektive der Entwicklungspsychologie also völlig normal, wenn es sein Spielzeug verteidigt. Aber: Teilen spielt in unserem Alltag eine wichtige Rolle und sorgt für ein gelingendes Miteinander. Denn durch Teilen lernen unsere Kinder, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen und miteinander zu kooperieren. Und: Dass man anderen und sich selbst damit eine Freude machen kann.

Deswegen ist es sinnvoll, wenn du dein Kind darin unterstützt, Teilen zu lernen. Mit unseren 6 Tipps erfährst du, wie das geht.

Ab welchem Alter können Kinder Teilen lernen?

In einem Experiment haben Forscher herausgefunden, dass Kinder erst in einem Alter von 7-8 Jahren wirklich wissen, was Teilen bedeutet. Das liegt daran, dass sich ihre Empathiefähigkeit zu diesem Zeitpunkt bereits weiterentwickelt hat. Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt: Je mehr Mitgefühl Kinder aufbringen können, desto eher sind sie bereit zu teilen.

Das heißt also: In jungen Jahren kann dein Kind noch nicht freiwillig teilen, weil es nicht die nötige Empathie entwickelt hat. Das passiert erst ab einem Alter zwischen 4 und 6 Jahren. Zwar kann ein Kind teilen lernen, wenn es jünger ist, aber es versteht die Gründe dafür noch nicht. Es macht es nur, weil es seine Umgebung von ihm fordert. Das macht aber nicht wirklich glücklich, so chinesische Wissenschaftler*innen.

Teilt es jedoch freiwillig, ist es nicht nur glücklicher, sondern es erlebt gleichzeitig Selbstwirksamkeit und eine Motivation von innen heraus, mit anderen zu teilen. Und nicht, weil es nun mal so gemacht werden muss.

Was kannst du tun, damit dein Kind versteht, wie Teilen funktioniert?

1. Mach dir klar, dass dein Kind nicht immer alles teilen muss

Mamas Laptop oder Papas Portemonnaie sind für fremde Hände ebenso tabu wie das Kuscheltier der Schwester. Wenn du möchtest, dass dein Kind deine Gegenstände respektiert, musst du ihm das Gleiche zugestehen. Auch wir Erwachsenen würden unseren Laptop wahrscheinlich nicht einfach unserer Sitznachbarin oder unserem Sitznachbarn im Zug ausleihen.

2. Vermeide Maßregelungen

Sätze wie “Sei jetzt lieb und teile dein Spielzeug. Du hattest es jetzt schon ganz schön lange”, erzeugen negative Assoziationen bei unseren Kindern. Was sie nämlich dabei lernen: Teilen fühlt sich schlecht an, weil ich beim Spielen unterbrochen werde und der Spaß an dieser Stelle vorbei ist. Bleibe geduldig und warte lieber ab, bevor du das Teilen erzwingst.

3. Lass dein Kind selbst entscheiden, wann es teilt

Versuche ihm beizubringen, dass es erst dann teilt, wenn es selbst mit Spielen fertig ist. Zu dem wartenden Kind kannst du sagen “Gerade spielt deine Schwester damit. Wenn sie fertig ist, bist du dran.” Unsere Kinder lernen dadurch, ihre eigenen Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen: Ich teile dann, wenn ich bereit dazu bin und nicht, weil mich jemand dazu zwingt.

4. Gehe auf das wartende Kind ein

Während das eine Kind mit dem heißbegehrten Spielzeug spielt, muss das andere darauf warten, bis es auch endlich an der Reihe ist. Es ist nur natürlich, dass es ungeduldig ist oder quengelt. Statt auf das spielende Kind einzureden, dass es bitte jetzt teilen möge: Kümmere dich um das wartende Kind. Macht ein kleines Spiel, sagt Reimwörter auf, macht ein Wettrennen oder irgendetwas anderes, was die Zeit schneller vorbeigehen lässt.

5. Fördere die Empathiefähigkeit deines Kindes

Manchmal ist dein Kind so sehr ins Spielen vertieft, dass es vergisst, sein Spielzeug zu teilen. Erinnere es daran und frag einfach freundlich: “Denkst du daran, dass dein Bruder auch darauf wartet, mit dem Ball zu spielen?” Damit stupst du dein Kind an, von selbst sein Spielzeug abzugeben und es lernt dabei, dass man auf die Bedürfnisse anderer achtet. Mehr zu Empathie in diesem Artikel.

6. Überlegt euch gemeinsame Lösungen

Wenn sich Kinder um den blauen Buntstift (bitte wieder gedanklich gegen irgendein Objekt der Begierde ersetzen) streiten, hilft es, in Lösungen zu denken. Statt dein Kind zu maßregeln, kannst du es auch direkt fragen “Wie können wir das Problem jetzt lösen?”. Du wirst überrascht sein, wie viele gute Ideen dann meist von ihm kommen – oder du machst einen Alternativvorschlag. Gemeinsam Lösungen zu finden, fördert außerdem die Fähigkeit deines Kindes, Konflikte selbst zu lösen.

Als Eltern sind wir stolz darauf, wenn unser Kind das erste Mal freiwillig mit anderen teilt. Es erfährt, dass es durchaus Freude bereiten kann.

 

Aber: Teilen ist nicht immer ein Muss und nein heißt nein. Kindern das Teilen beizubringen bedeutet auch gleichzeitig, dass sie lernen, eigene Grenzen zu setzen. Und das ist für ihr Selbstbewusstsein und ihre weitere Entwicklung sehr wichtig.

Häufig entstehen Konflikte zwischen den Kindern oder auch zwischen Kind und Mama oder Papa, weil es nicht teilen will. Wie du solche Konflikte lösen kannst, erfährst du in unserem Audiokurs “Konflikte lösen mit Kindern”.

Blawat, K. (2013): Wie Kinder teilen lernen. https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-wie-kinder-teilen-lernen-1.1750047

González, C.(2019): In Liebe wachsen. La Leche Liga.

Renz-Polster, H.(2015): Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Kösel Verlag.

Swissmom: https://www.swissmom.ch/de/erziehung/foerdern-und-unterstuetzen/die-bereitschaft-zum-teilen-foerdern-17755.

Schritt-für-Schritt-Anleitung Löse Konflikte spielerisch

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