Wie du Empathie bei deinem Kind förderst

Kompetenzen für das 21. Jahrhundert

Empathie und Kooperation bei Kindern

Empathie und Kooperation: es hängt alles zusammen

Glückliche Beziehungen sind die Basis für ein erfülltes Leben. Empathie, also die Fähigkeit, Emotionen bei sich selbst und anderen zu erkennen und nachzuempfinden, ist eine Voraussetzung dafür. Unsere Kinder spüren schon im Kleinkindalter: Das Leben funktioniert nicht im Alleingang. Wir alle brauchen andere Menschen – und Gemeinschaft braucht die Fähigkeit zur Kooperation. Auch wenn das im Leben unserer Kinder manchmal etwas anders aussehen mag, wenn der eine dem anderen die Playmobilfigur klaut, sich jemand vordrängelt oder man unsanft von der Rutsche geschubst wird. Unsere Kinder verhalten sich nicht immer offensichtlich kooperativ, da sie erst noch lernen, was empathisches Denken und Handeln bedeutet. In diesem Beitrag zeigen wir, wie wir als Eltern die wichtige Sozialkompetenz Empathie bei Kindern fördern können.

 

Empathie will gelernt sein

Einfühlungsvermögen und Mitgefühl zu zeigen ist ein komplexer Vorgang im Gehirn. Es bedeutet, nachzuvollziehen und nachzufühlen. Etwa, was das Gegenüber denkt, fühlt oder plant. Dazu gehört auch, ihm Verständnis entgegenzubringen und ihn nach Möglichkeit zu unterstützen. Im zweiten Lebensjahr entwickeln Kinder eine sogenannte egozentrische Empathie. Dabei kann sich das Kind noch nicht in andere hineinversetzen. Stattdessen projiziert es eigene Wünsche auf das Gegenüber. Es möchte uns Eltern zum Beispiel mit dem Schnuller oder Teddy trösten. Erst im Alter von ca. vier Jahren sind Kinder in der Lage, sich in andere hineinzufühlen. Sie bauen ihre Empathiefähigkeit im Laufe der Zeit jedoch noch aus, das dauert häufig bis ins frühe Erwachsenenalter an. Empathie vermitteln ist daher also eher ein Prozess als eine einmalige Aufgabe.

 

Warum Empathie bei Kindern so wichtig ist

Empathie ist eine Kernkompetenz in vielen Lebensbereichen. Wir brauchen die Fähigkeit, uns in uns selbst einzufühlen und uns in andere hineinzuversetzen, um Freundschaften zu knüpfen, ein gutes soziales Miteinander zu pflegen und um stabile Beziehungen aufzubauen. Auch für einen freudvollen Familienalltag und die friedliche Konfliktlösung ist Empathie eine Schlüsselfähigkeit.
 
Yuval Harari schreibt in seinem Buch „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert”, dass Fähigkeiten wie Empathie, Kooperation, kritisches Denken, Kommunikation und Kreativität in den kommenden Jahrzehnten wichtiger sein werden als alles Wissen, das unsere Kinder in ihrer Schullaufbahn anhäufen werden.
 
Empathie ist übrigens auch die Basis für eine bedürfnisorientierte Erziehung. In unserem Audiokurs “Das glückliche Kindzeigen wir dir, was bedürfnisorientierte Beziehung ausmacht und wie sie sich positiv auf die Empathiefähigkeit deines Kindes auswirkt.

3 Strategien, um Empathie bei Kindern zu fördern

Die amerikanische Universität Harvard hat in ihrem Programm „Making caring common” damit auseinandergesetzt, wie wir unsere Kinder zu empathischen und fürsorglichen Menschen erziehen können. Hier sind 3 Wege, um Empathie bei deinem Kind zu fördern:
 
  1. Zeige deinem Kind Empathie: Kinder bringen anderen eher Empathie und Feingefühl entgegen, wenn sie diese selbst erfahren haben. Klingt einfach, ist es manchmal aber gar nicht. Fragen wie “Was brauchst du jetzt?” oder „Wie hast du dich heute gefühlt, als …?” helfen Kindern dabei, sich mit sich selbst zu verbinden. Gerade in Konfliktsituationen können wir unseren Kindern so zeigen, wie Mitgefühl und Einfühlungsvermögen funktionieren. Auch, wenn wir selbst nicht immer perfekt darin sind, können wir empathisch mit uns und unseren Kindern umgehen: „Ich war heute furchtbar schlecht gelaunt und habe dann mit dir geschimpft. Das hat dich vielleicht geängstigt. Das wollte ich nicht und ich bedauere, dass ich das gemacht habe.”
  2. Lebe Einfühlungsvermögen und Mitgefühl im sozialen Umfeld vor: Unterstütze deine Kinder, indem du den Gefühlen anderer eine Sprache gibst. Dadurch lässt du sie an deinem Verständnis für die Gefühle anderer teilhaben. „Puh, Oma war echt sauer, weil wir zu spät gekommen sind. Sie wollte pünktlich mit uns essen”. oder “Warte mal, da steht ein Kind ganz alleine und weint. Ich frage es kurz, ob es weiß, wo seine Eltern sind.” Kinder sind unser Spiegel. Deshalb können wir Empathie vermitteln, indem wir sie in Situationen vorleben, die unser Kind nicht direkt betreffen.
  3. Benenne, was das eigene Verhalten bei anderen bewirkt: Instinktiv loben wir soziales Verhalten (wie zum Beispiel teilen, helfen, unterstützen) und tadeln unangemessenes Verhalten (wie vordrängeln, wegnehmen, schubsen). In beiden Fällen bewerten wir das Handeln unseres Kindes. Dein Kind lernt, dass Hauen und Treten Ärger nach sich ziehen, während Teilen und Kooperieren Anerkennung ernten. Es entscheidet sich dann eher für Letzteres, weil es das Lob will – und nicht aus Empathie. Um echte Empathie bei Kindern zu fördern, sollten wir den Fokus mehr auf die Wirkung ihres Verhaltens lenken. Erkläre deinem Kind, was du siehst und zeige ihm, was sein Verhalten bei anderen auslöst. Das könnte sich dann zum Beispiel so anhören.
 

Beispiele für gelebte Empathie

  • Beim Teilen: „Hast du das Lächeln von Anna gesehen, als du mit ihr deine Stofftiere geteilt hast? Ihr ganzes Gesicht hat gestrahlt.“
  • Beim Helfen: „Moritz schien echt dankbar, dass du ihm geholfen hast, das Klettergerüst zu erklimmen. Er hat sich total gefreut, als ihr beide gemeinsam oben angekommen seid.“
  • Beim Wehtun: „Louisa hat sich weh getan, als du sie geschubst hast. Hast du gesehen, dass sie sich das Bein gehalten hat?“
  • Beim Ärgern: „Max war traurig, als du ihm den Ball einfach weggenommen hast. Ihm sind richtig die Tränen gekullert.“

Vielleicht fühlen sich die Sätze für dich im ersten Moment künstlich an – du wirst in der Situation ganz sicher deine eigenen Worte finden.

 

Empathie fördern, ohne Kinder zu konditionieren

Wenn wir ein Kind auf die Wirkung seines Verhaltens auf andere aufmerksam machen, geben wir ihm die Wahl. Es kann dann selbst entscheiden, ob es die Handlung wiederholen will, um das schöne Gefühl des Teilens oder des Helfens und das Lächeln anderer Kinder erneut zu spüren. Es wird dann weniger von deinem Lob und deiner Anerkennung abhängig sein und zudem eine erste Ahnung von der Bedeutung seiner eigenen Handlungen bekommen.

Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid. Dieser Glaubenssatz kann nur dann seine volle Kraft entfalten, wenn wir in Verbindung zu den Gefühlen anderer und unseren eigenen treten. Und dafür brauchen wir alle die Fähigkeit zur Empathie.

Empathie und Empathievermittlung sind auch Teil des bedürfnisorientierten Erziehens. Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Audiokurs „Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen„.

Quellen:

Funk, L. (2016): Empathie. In: Frey, Dieter: Psychologie der Werte. Springer Verlag.

Harari, Y. (2019): 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert. C. H. Beck.

Kasten, H. (2013): Entwicklung und Förderung von Empathie in der frühen Kindheit. https://www.erzieherin.de/files/paedagogischepraxis/kinderleicht_6_13.pdf.

Looks, K. (2021): Empathie: Wie Kinder Mitgefühl lernen. https://www.scoyo.de/magazin/familie/erziehung-entwicklung/empathie-lernen-kinder/.

Oerter, R., Montada, L. (2002). Entwicklungspsychologie. Beltz Verlag.

Süddeutsche Zeitung (2016): Kinder können erst mit vier Jahren Empathie entwickeln. https://www.sueddeutsche.de/leben/familie-kinder-koennen-erst-mit-vier-jahren-empathie-entwickeln-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160914-99-447052.

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