Was tun, wenn Kinder ein "Lieblingselternteil" haben?
5 Tipps, wie du mit der Ablehnung
deines Kindes umgehen kannst

- April 19, 2020
- Jutta Merschen
„NEIN, du nicht!“
„Die Mama macht’s!“ Oder: “Neeiiin, das soll der Papa machen!“, begleitet von Kullertränen und dramatisch zitternder Oberlippe. Warst du auch schon mal das auserwählte „Lieblingselternteil“? Oder der/die Abgewiesene? Dieses weit verbreitete Phänomen kann alles von amüsant bis frustrierend oder sogar verletzend sein. Wie man damit umgehen kann, verraten wir heute.
Wenn kleine Kinder darauf bestehen, dass nur ein Elternteil jetzt für sie da sein soll (und meistens der- oder diejenige, die eh schon total busy ist), kann das wirklich nervig sein. Für beide Eltern. Der eine fühlt sich vielleicht überfordert, weil man den lieben langen Tag schon geholfen hat und abends auch noch ran „muss“, während das Homeoffice ruft. Die andere fühlt sich vielleicht zurückgewiesen, weil man sich darauf gefreut hatte, Zeit mit dem Kind zu verbringen oder den Partner entlasten möchte. Oder auch irgendetwas dazwischen.
Warum wählen Kinder ein Lieblingselternteil?
Aber warum ist es denn nun so, dass Kinder phasenweise ein „Lieblingselternteil“ haben und sich das dann auch noch täglich ändert? Entwicklungspsychologen gehen davon aus, dass es Kindern ab etwa zwei Jahren um Autonomie geht. Zu bestimmen, welches Elternteil was machen soll, ist ein Weg der kindlichen Willensäußerung. Wenn du es aus ihrer Perspektive siehst: „Mama und Papa geben soooo viel vor, dann will ich aber auch mal entscheiden, wer mir den Popo abwischt.“ Was kannst du tun?
Hier unsere 5 Tipps, wie du mit der Ablehnung umgehen kannst
- Nimm es gelassen: Wenn dein Kind ein Elternteil zeitweise ablehnt, fühlt sich das vielleicht nicht gut an, zeigt aber auch, dass es eine sehr sichere Bindung zu diesem Elternteil hat. Das ist ja schon mal eine gute Nachricht. Vielleicht hilft auch das Mantra: „Mein Kind tut das nicht gegen mich, es tut es für sich.“
- Rede mit deinem Partner/deiner Partnerin: Sprecht als Paar darüber, wie ihr die Situation und eure Gefühle wahrnehmt. Stärkt euch gegenseitig den Rücken. Findet Bereiche, wo ihr euch unterstützen könnt à la „Tausche Abwasch gegen Zähneputzen“.
- Sei Wunscherfüller*in: Wenn es dir kräftemäßig möglich ist, die Wünsche deines Kindes zu berücksichtigen: spiel mit. Konflikte vermeiden, die nicht unbedingt nötig sind, schont vor allem unsere Nerven. Und wenn du nicht mehr kannst: siehe nächster Punkt.
- Delegiere mit Klarheit: Auch du hast Bedürfnisse, z.B. nach einer Pause oder nach Konzentration im Homeoffice. Es ist ok, deinem Partner/deiner Partnerin den Ball zuzuwerfen und gegenüber deinem Kind in der größtmöglichen Weichheit die Grenzen deiner Verfügbarkeit zu setzen: „Du möchtest, dass ich dich bade. Ich höre dich. Es geht jetzt leider nicht, weil ich ein Telefonat habe. Papa ist für dich da.“
- Gleichberechtigung: Beide Eltern sollten grundsätzlich Funaktivitäten (z.B. Kitzeln, Fange spielen, Kissenschlacht) und Alltagsaufgaben (z.B. Haare kämmen, Zähneputzen, An- und Ausziehen) im Repertoire haben, statt dass sich aller Spaß bei Mama oder Papa bündelt. Auch hilfreich für das abgelehnte Elternteil: Zweisamzeit.
Lieblingselternteil (nicht) sein ist ein bisschen wie Bäumchen wechsle dich: die Chancen stehen gut, dass du nicht ewig der/die Auserwählte oder Abgewiesene bist. In der Zwischenzeit: tief durchatmen.
Elternschaft ist nicht immer einfach. Deshalb wollen wir dir mit unseren Audiokursen helfen. In diesen findest du weitere Informationen und Tipps für Eltern.