Was hat unser Mindset als Eltern damit zu tun, wie wir unsere Kinder erziehen? Nun, eine ganze Menge. Viele Kinder haben einen starken Willen, auch meine. Meistens bewundere ich diese Eigenschaft, aber manchmal bringt mich ihre Willensstärke fast um den Verstand. Zum Beispiel, wenn mein 5-Jähriger aus heiterem Himmel beschließt, vegan zu essen. Eigentlich gut, aber für ein Vorschulkind von der Ernährung her nicht ganz einfach. Oder wenn morgens beim Anziehen auch das dritte T-Shirt, das wir aus dem Schrank holen, einfach nicht gefällt. Manchmal frage ich mich, ob’s nicht einmal einfach sein könnte.
Was all diese Situationen gemeinsam haben? Ich habe die Wahl, ob es eskaliert oder eben nicht. Darüber entscheidet vor allem meine Interpretation der Situation. Was unser Mindset, also unsere Haltung und unsere Einstellung mit positiver Kindererziehung zu tun haben, dazu erfährst du heute mehr.
Dein Mindset - Deine Wahl
Stell dir eine beliebige Situation vor, die sich gerade hochschaukelt. Egal ob beim Essen, Aufräumen, Zubettgehen. Der Gedanke „Mein Kind provoziert mich doch!“ führt meist direkt zur Kurzschlussreaktion. Gedachte Sätze wie „Mein Kind ist müde“ oder „Mein Kind will kooperieren, es schafft es nur gerade nicht“ öffnen hingegen die Tür zur Entschärfung der Situation. Klappt leicht abgewandelt auch bei Erwachsenen, egal ob zu Hause oder im Büro.
Positive Erziehung braucht ein positives Mindset
Eine positive Erziehung beginnt mit einem positiven Mindset. Dazu gehören unsere Denkweisen, Überzeugungen und innere Haltung, die unsere Wahrnehmung der Realität und auch unsere Reaktion darauf beeinflussen. Die Bedeutung, die wir den Dingen zuschreiben, formt dabei unser Mindset. Wenn wir den Familienalltag stressfreier gestalten und die Beziehung zu unserem Kind stärken wollen, ist es wichtig, dass wir uns mit diesem auseinandersetzen. Wie du die Bindung zu deinem Kind auch anderweitig stärken kannst, dazu mehr in unserem Audiokurs “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen“.
Die folgenden drei Sätze könnten deine Einstellung zu Thema Kindererziehung verändern.
1. Mein Kind macht nicht da, was ich sage, sondern das, was ich tue
Plötzlich höre ich beim Spielen meines Kindes und des Nachbarkindes den vertrauten Satz: „Bevor du damit spielen kannst, musst du die Spielsachen in die Kiste räumen!“. Oha. Da hat wohl jemand gut zugehört. Kinder lernen am Beispiel. Sie nehmen unser Verhalten, unsere Worte, Gesten und Einstellungen zunächst ungefiltert auf und spiegeln uns dann. Heißt: Das, was wir unseren Kindern mitgeben möchten, müssen wir ihnen im ersten Schritt möglichst authentisch vorleben.
2. Kinder wachsen, Eltern auch
Das Familienleben ist von ständigen Veränderungen gekennzeichnet. Was wir nicht vergessen sollten: Nicht nur unser Kind, auch wir Eltern befinden uns in einem Entwicklungsprozess. Auch wir können an unseren Erfahrungen und Fehlern wachsen. Wir können uns also getrost von dem Anspruch verabschieden, alles richtigzumachen. Fehler sind kein Scheitern, sondern wichtiges Feedback, um zu lernen und den Kurs anzupassen. Wie du mit Veränderungen besser umgehen kannst, liest Du hier.
3. Mein Kind und ich sind im gleichen Team
Wir nehmen das unerwünschte Verhalten unseres Kindes manchmal als Provokation oder gar als Einladung zur Auseinandersetzung wahr. Das impliziert, dass es einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Teamplay bedeutet, die Bedürfnisse deines Kindes anzuerkennen und mit deinen in Einklang zu bringen. Im besten Team gibt es Uneinigkeiten, aber Erfolge werden gemeinsam erzielt. Und wenn du doch einmal über Ziel hinausgeschossen und laut geworden bist? So kannst Du damit umgehen.
Diese und andere Mindset-Sätze zaubern Probleme nicht weg, sie können dir aber den Umgang mit ihnen erleichtern.
5 Tipps zur Verinnerlichung deines neuen Mindsets
- Alte Glaubenssätze identifizieren: Frage dich, welche Überzeugungen oder Einstellungen dir in der Beziehung mit deinem Kind im Weg stehen. Denke dabei an Aspekte, die du verändern möchtest, und überlege, welche Gedanken dich daran hindern. Schreibe alles auf. Das sind die alten Geschichten, von denen du dich verabschieden wirst. Am besten konzentrierst du dich auf maximal drei Glaubenssätze.
- Einschränkende Glaubenssätze ersetzen: Durch welche förderlichen Sätze möchtest du diese ersetzen? Welches Mindset möchtest du deinem Kind vorleben und ihm mit auf den Weg geben? Suche für jeden negativen Glaubenssatz nach einer positiven Alternative und schreibe diese auf.
- Positive Glaubenssätze verankern: Bei der Verinnerlichung von Glaubenssätzen unterstützen Affirmationen. Das sind Merksätze, die du regelmäßig wiederholst. Die wissenschaftliche Grundlage: Ein neues Denkmuster stellt eine neue neuronale Verknüpfung im Gehirn dar. Anfangs ist das noch ein Trampelpfad, aber er weitet sich mit jeder Wiederholung, sodass der Gedanke immer leichter abgerufen werden kann, bis er zur Gewohnheit wird. Der beste Zeitpunkt, um Affirmationen zu wiederholen, ist nach dem Aufwachen oder kurz vor dem Einschlafen. Dann finden die Merksätze leichter ihren Weg ins Unterbewusstsein. Vielleicht hilft ein kleiner Zettel am Spiegel?
- Neue Glaubenssätze erfahren: Mache den Mindset-Satz nicht nur zu einem neuen Gedanken, sondern auch einer neuen ganzheitlichen Erfahrung. Wie denkst, fühlst und handelst du, wenn du diese neue Überzeugung hast? Visualisiere und beziehe dabei alle Sinne mit ein: Was fühlst, hörst, siehst und riechst du?
- Übung macht den*die Meister*in: Überlege dir für jeden Glaubenssatz, was er praktisch bedeutet. Wie kannst du damit die sonst als schwierig empfundenen Situationen mit deinem Kind meistern? Und in der Praxis heißt das dann: Üben. Das wird nicht immer, aber mit der Zeit immer besser gelingen. Betrachte das Mindset und deine Glaubenssätze als eine neue Art zu denken, die sich nach und einstellt.
Veränderung beginnt im Kopf
Wenn wir Gewohnheiten verändern wollen, müssen wir einige Trampelpfade unseres Gehirns neu anlegen und dürfen andere nicht mehr betreten. Auch in der Erziehung ist die innere Einstellung der erste Ansatzpunkt für nachhaltigen Erfolg – und der sieht für jede*n von uns anders aus. Richtig ist, was sich für dich gut anfühlt.
Wenn du Interesse daran hast, deine Erziehungsmethoden auf Grundlage eines positiven Mindsets und den Bedürfnissen deines Kindes zu gestalten, interessiert dich vielleicht auch unser Audiokurs zum Thema.
Quellen:
Breitbart, A.: Hast Du ein kugelsicheres Mindset. https://powereltern.club/2020/11/20/hast-du-ein-kugelsicheres-mindset/.
Will, J. (2020): Positiv denken: So baust du dir ein positives Mindset auf. https://www.milchtropfen.de/positiv-denken-so-baust-du-dir-ein-positives-mindset-auf/.
Work & Family (2018): Eltern sind Vorbilder. https://workandfamily.de/eltern-sind-vorbilder.