Positive Psychologie für Eltern
Was wir für unser Glück und unsere Zufriedenheit tun können

- Januar 13, 2022
- Jutta Merschen
Das neue Jahr hat längst begonnen. Wie es wohl werden mag? Wer weiß das schon, denn viele Ereignisse und Faktoren liegen außerhalb unserer Macht, wie wir in den letzten Monaten immer wieder gespürt haben. Es liegt jedoch in unserer Hand, wie wir auf Situationen reagieren und mit Herausforderungen umgehen. Wie können gerade wir Eltern trotz unseres fordernden Alltags mit Kind glücklich und kraftvoll sein und bleiben? Welche Grundhaltung und Ressourcen sind dafür notwendig? Einen Ansatz für die Antworten auf diese Fragen liefert die Positive Psychologie. Sie erforscht mit wissenschaftlichen Methoden, was uns Menschen eigentlich glücklich macht. Daraus abgeleitet haben wir sechs Tipps für dich, wie wir Eltern zufriedener und glücklicher im Familienalltag sein können.
Positive Psychologie für Eltern - mehr als nur ein glücklicher Gesichtsausdruck
Lange Zeit hat sich die Psychologie primär mit den Ursachen und der Behandlungen von psychischem Leid und Problemen beschäftigt. Vor allem durch den Einsatz des US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman kam es in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer Neuausrichtung. Seligman und andere Forscher*innen untersuchen, was das Leben lebenswert macht. In umfassenden Studien befassen sich die Forschenden mit dem, was uns zum Aufblühen bringt, sodass wir Glück und Zufriedenheit empfinden. Davon ausgehend entstand die sogenannte Positive Psychologie, die sich mit dem Wohlbefinden von Menschen beschäftigt.
Positive Grundhaltung hilft in der kreativen Problemlösung
In der Positiven Psychologie geht es darum, den Blick auf das zu richten, was uns in unserem Leben stärkt. Das, was nicht so erfreulich ist, soll aber weder ignoriert noch geleugnet werden. Wenn wir uns zunächst auf das Positive konzentrieren, nehmen wir eher eine positive Grundhaltung ein. Dadurch fällt es unserem Gehirn leichter fällt, Probleme konstruktiv und kreativ zu lösen und mit Schwierigkeiten umzugehen. Seligmann selbst bezeichnet sich übrigens als “gelernten Optimisten” – sein Grundwesen sei eher pessimistisch. Die Methoden, die er im Rahmen der Positiven Psychologie entwickelt hat, wendet er selbst an, um sich zum Beispiel aus negativen Gedankenspiralen zu befreien.
6 Tipps für ein glückliches Eltern-Sein
Was können wir für den Familienalltag aus der Positiven Psychologie mitnehmen und wie kann es uns gelingen, als Eltern eine positive Grundhaltung einzunehmen? Wie du die positive Psychologie für Eltern nutzbar machst, zeigen unsere sechs Tipps:
1. Pflege deine Beziehungen
Wir alle haben Familienmitglieder, Freund*innen, Nachbarn und Bekannte, die uns ein gutes Gefühl geben und unseren Tank auffüllen. Überlege dir, welche Menschen dir Energie geben und pflege diese Beziehung. Sozialer Austausch ist ein signifikanter Faktor, der erklärt, warum einige Menschen glücklicher sind als andere. Ein Spaziergang, ein gemeinsamer Sportkurs oder auch ungestörte Telefonate: Konzentriere dich darauf, dich vor allem mit Menschen zu umgeben, die dir positive Energie, Nähe, Geborgenheit und Inspiration schenken.
2. Akzeptiere, dass es ist, wie es ist
Natürlich gibt es in unserem Leben Dinge, die uns nicht gefallen. Aber sich dauerhaft darüber zu ärgern und zu beschweren, ändert nichts, sondern zieht uns einfach nur Energie. Akzeptiere, dass es jetzt gerade so ist, wie es ist und schaue dann darauf, was du daraus machen kannst. Akzeptanz heißt nämlich nicht, dass du dich mit der Situation abfinden sollst. Die Gegenwart zu akzeptieren bedeutet, Energie einzusparen, die du dann für die Entwicklung von Lösungen hast. Lege dir für Situationen, die dich aufregen, einen Satz zurecht. Zum Beispiel: “Ja, die Situation ist wirklich blöd. Aber ich akzeptiere, dass es so ist, wie es ist. Und ich überlege mir in Ruhe, was ich machen kann, um etwas zu verändern.”
3. Nimm Schönes wahr und genieße bewusst
Laut den Erkenntnissen der Positiven Psychologie gibt es im Leben von besonders glücklichen Menschen nicht unbedingt weniger Probleme oder schwierige Situationen als bei unzufriedeneren Menschen. Allerdings empfinden sie in ihrem Alltag häufiger Freude und genießen Momente bewusster. Es liegt also nicht an der Abwesenheit von Schlechtem, sondern an der Anwesenheit von Gutem. Deshalb: Achte bewusst auf das, was dir Freude bringt. Ein besonders schöner Baum auf dem Weg zur Kita, ein Schaumbad, deine Lieblingsmusik, ein leckeres Stück Kuchen, eine Massage: Genuss und Freude warten auch im Kleinen auf uns. Wir müssen uns manchmal nur bewusst darauf einlassen.
4. Blicke positiv auf den Tag mit deinem Kind zurück
Gewöhne dir vor dem Einschlafen einen sogenannten “positiven Tagesrückblick” an. Dazu fragst du dich abends: Was habe ich heute Schönes mit meinem Kind erlebt? Wenn du dann in Gedanken eure schönen Momente (und auch, wenn es nur ein einziger ist) noch einmal durchgehst, erlebst du sie ein zweites Mal. Dadurch versetzt du dich automatisch in eine positive emotionale Stimmung und erzeugt Freude.
5. Übe mit deinem Kind zusammen Dankbarkeit
Dankbarkeit steigert unsere Lebenszufriedenheit auf eine sehr wirkungsvolle Art und Weise. Erweitere euer Abendritual um eine kleine, aber sehr kraftvolle Einheit: “Die Dankbarkeitsroutine”. Dazu erzählst du deinem Kind zunächst, wofür du heute dankbar bist. Das können Menschen, Dinge oder Ereignisse sein. Bitte im Anschluss dein Kind, das Gleiche zu tun. Falls es die ersten Male nicht sofort klappt, dein Kind nicht will oder nicht weiß, was es antworten soll: Das kann passieren – und ist sogar eher wahrscheinlich. Bleib beharrlich und bewahre dir deine Zuversicht. Du wirst feststellen, dass es nach einigen Malen der Übung zum Selbstläufer wird. Weitere Ideen, um Dankbarkeit mit deinem Kind einzuüben, findest du hier.
6. Erkenne deine Stärken als Ressource
Du hast schon so manch eine stressige Situation gemeistert, seitdem dein Kind auf der Welt ist. Mach dir deine Erfolge und deine Stärken bewusst. Nimm dir am besten einen Zettel, einen Stift und ein paar ungestörte Minuten. Notiere schwierige Momente, die du in deiner Vergangenheit als Mama oder Papa bereits erfolgreich gemeistert hast. Schreibe dazu, welche deiner Stärken dir dabei jeweils geholfen haben. Lies dir den Zettel anschließend durch und hänge ihn gut sichtbar auf. So machst du dir bewusst, dass du über Ressourcen verfügst und auch in Zukunft darauf zurückgreifen kannst. Dadurch kannst du dir auch in stressigen Momenten deine Zuversicht bewahren und deinen Umgang mit schwierigen Situationen verbessern. Und das trägt zu einer höheren Lebenszufriedenheit bei.
Angewandte Positive Psychologie für Eltern: Das Tagebuch für Eltern

Auf Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie haben wir von FamilyPunk Das Tagebuch für Eltern entwickelt, das sich speziell an alle Menschen richtet, die mit Kindern zusammenleben. Durch die Beantwortung täglicher Fragen und durch regelmäßige Reflexionen trainierst du deinen Dankbarkeitsmuskel und entwickelst einen wertschätzenden Blick auf deine Stärken und die deines Kindes. So richtest du deine Perspektive auf die positiven Aspekte in eurem Familienalltag, förderst deine Selbstwirksamkeit und stärkst eure Beziehung.
Quellen
Blickhan, Daniela (2018): Positive Psychologie – Ein Handbuch für die Praxis. 2. Aufl. Paderborn: Junfermann Verlag.
- Seligman, Martin (2012): Flourish. Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des gelingeden Lebens. München: Kösel-Verlag.
- Seligman, Martin (2017): Authentic Happiness. London: Nicolas Bready Publishing