Was soll ich schenken?
Unsere 5 Tipps für richtiges Schenken!

- Dezember 1, 2020
- Jutta Merschen
Zimtgeruch, Plätzchen, Besinnlichkeit und auffällig brave Kinder, die beteuern, gaaaanz lieb gewesen zu sein. Ist sie nicht schön, die Adventszeit? Dein Kind denkt vor allem an eines: das neue Lego-Set, den lang ersehnten PAW Patrol-Aussichtsturm oder das Prinzessinnenschloss. Es weiß genau, wie Mama oder Papa – ähm, ich meine der Weihnachtsmann oder das Christkind – sie glücklich machen können. Aber wie geht eigentlich richtiges Schenken, egal ob an Weihnachten oder am Geburtstag?
„Mal schauen, was der Weihnachtsmann da machen kann“, hört dein Kind dich sagen und ahnt dabei nicht, dass der genau vor ihm steht und sich schon den Kopf zerbricht. Wie viele Geschenke sind okay? Was braucht mein Kind wirklich, um sich gut zu entwickeln? Was kann ich tun, damit wir nicht im Spielzeugberg versinken? Diesen Fragen gehen wir heute nach – rechtzeitig zum Black Friday.
Geschenk ist nicht gleich Geschenk
Vorweg die gute Nachricht: Kein Spielzeug ist von Grund auf schlecht, solange es zum Spielen anregt. So fördern Bücher Sprachentwicklung, Konzentration und soziale Kompetenzen; Playmobil unterstützt die motorische Entwicklung und die Verarbeitung von Erlebnissen oder auch Ängsten. Es regt außerdem die Fantasie an, genauso wie Knete, Lego, das Mal-Set und Bauklötze. Unterschiedliche Spielzeuge halten also unterschiedliche Lernerfahrungen bereit.
Richtiges Schenken: Weniger ist oft mehr
Und was ist mit blinkendem Elektrospielzeug? Die lustigen Geräusche machen unglaublich neugierig und eignen sich insbesondere, um weniger begeisterungsfähige Kinder zu animieren. Aber wenn ein einfacher Knopfdruck genügt, damit das Polizeiauto losdüst oder der Stoffschimpanse tanzend Macarena singt, wird unser Kind zum passiven Konsumenten, da mehr vom Spielzeug und weniger von ihm kommt.
Studien zeigen, dass beim Spielen mit Elektrospielzeug weniger Austausch mit den Eltern stattfindet als bei traditionellem Spielzeug (manchmal natürlich auch ganz hilfreich). Aber auch ungünstige Auswirkungen auf die sprachliche und soziale Entwicklung konnten festgestellt werden. Daher unsere Empfehlung: blinkendes, animiertes Spielzeug sparsam einsetzen. Das spart übrigens auch Batterien.
5 Tipps für richtiges Schenken
Und wie wäre es, wenn wir gar nichts zu Nikolaus und Weihnachten schenken würden? Unser Kind würde es überleben, aber Geschenke sind eine der fünf Sprachen der Liebe und nicht zu verteufeln, wenn sie von Herzen kommen. Wenn Weihnachten ohne Bescherung für dich also undenkbar ist, haben wir hier 5 Tipps für dich und die schenkfreudigen Verwandten:
1. Überprüfe die Absicht hinter dem Schenken
Schenke ich meinem Kind etwas, um es glücklich zu machen (und damit mich)? Schenke ich etwas, weil ich damit etwas wiedergutmachen will? Oder weil es zu Nikolaus und Weihnachten einfach dazugehört? Frage dich selbst, worum es dir geht. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch.
2. Fokussiere dich
Bei Geschenken ist mehr nicht unbedingt besser. Versuche, dich beim Auswählen der Geschenke oder beim Weitergeben der Wunschliste auf wenige Dinge zu konzentrieren, die zur Persönlichkeit deines Kindes passen. So haben Geschenke die Chance, Selbstvertrauen zu fördern, ein neues Hobby anzuregen und zu Dauerbrennern zu werden, die die Zeit überdauern (ich sag nur: Carrerabahn).
3. Integriere pädagogische Geschenke
Wenn du dir wünschst, dass dein Kind mehr liest, ist das dein Wunsch. Nicht unbedingt der deines Kindes. Wenn es dir um den pädagogischen Mehrwert bei einem Geschenk geht, dann verknüpfe es mit der Erfahrungswelt deines Kindes: Hattet ihr neulich einen Riesen-Spaß im Zoo? Ist dein Kind Fußballfan? Hat es ein Faible für Actionhelden entwickelt? Du findest bestimmt eine passende Geschichte, die die Vorlieben deines Kindes aufgreift.
4. Schenke Zeit
Mit gemeinsamer Zeit schenkst du Aufmerksamkeit und ihr schafft neue Erinnerungen. Die Kleinsten tun sich mit einem Gutschein für eine coole gemeinsame Aktivität natürlich noch schwer. Daher diese Art des Geschenks am besten ab Vorschul- und Grundschulalter einsetzen und nur, wenn die zeitnahe Umsetzung gesichert ist. Du kannst einen Gutschein auch ergänzen: wenn zum Beispiel ein Ganztagsbesuch im Erlebnisschwimmbad geplant ist, dazu eine neue Schwimmbrille schenken (notfalls erst mal fürs Badewannenplanschen).
5. Beuge Enttäuschungen vor
Sprich im Vorfeld mit deinem Kind über Wünsche, die wahrscheinlich nicht erfüllt werden (der Flug mit dem Heißluftballon, ein eigenes Handy – mit 4 Jahren usw.). Dafür braucht es keine großen Worte, vielleicht eher ein aufrichtiges „Es tut mir leid, aber ich fürchte, das wird nicht klappen. Was steht denn noch auf der Liste?” oder eine Umarmung, um die Enttäuschung abzufedern.
Ob Kinogutschein, Prinzessinnenschloss oder Bauset, letzten Endes schenken wir Erfahrungen. Bestenfalls Lernerfahrungen, die auch Spaß machen. Mit einem passenden Geschenk vermitteln wir unserem Kind auch, dass es mit seinen Wünschen gesehen und anerkannt wird. Und das für sich betrachtet ist ja schon pädagogisch wertvoll.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie du in deiner Erziehung optimal auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehen kannst, schau doch mal bei unserem Audiokurs “Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen” vorbei.
Quellen:
Jiménez, F. (2015): Was die Forschung zu elektronischem Spielzeug sagt. https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article150337100/Was-die-Forschung-zu-elektronischem-Spielzeug-sagt.html.
Knechtel, L. (2019): Hirnforscher Gerald Hüther: Das beste Geschenk für Kinder ist keines. https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/fragwuerdige-verfuehrungen-warum-geschenke-niemanden-gluecklich-machen-vor-allem-nicht-unsere-kinder_id_11317233.html.
Schmelz, A.: Spielzeug: Was ist pädagogisch sinnvoll. https://www.elternwissen.com/familienleben/basteln-mit-kindern/art/tipp/spielzeug-was-ist-paedagogisch-sinnvoll.html.
Wohlfahrt, I. (2019): Kinder richtig beschenken: Können zu viele Geschenke auch schaden?. https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/kinder-richtig-beschenken-koennen-zu-viele-geschenke-auch-schaden-li.51982.