Was tun, wenn Kinder provozieren?
5 Tipps, wie du damit umgehen kannst

- Juli 16, 2020
- Jutta Merschen
„Kinder wollen kooperieren.“ So harmlos der Spruch von Jesper Juul daherkommt, in Diskussionen mit anderen Eltern (gerne auch den eigenen oder den Schwiegereltern) sorgt er schnell für Zunder. Denn wenn wir ehrlich sind: Das, was unsere Kinder den lieben langen Tag tun, ist auf den ersten Blick nicht immer Kooperation. Wir nehmen ihr Verhalten oft eher als Widerstand, Kampf oder einfach nur Tamtam wahr und das prägt auch die Beziehung zu unserem Kind. Doch was hilft uns die Sichtweise, dass unsere Kinder mit uns konkurrieren? Was viel mehr hilft, ist der Blick unter die Motorhaube des kindlichen Verhaltens.
Ein langer Kindergartentag geht zu Ende
10 Minuten später saßen wir alle drinnen auf dem Boden, die Kinder heulten reihum Rotz und Wasser und ich versuchte, mich auf Ein- und Ausatmen zu konzentrieren.
Ist das Provokation?
Nein! Denn:
Hier sind unsere 5 wichtigsten Tipps
1. Setze dir ein Mantra
Deine Haltung macht einen Unterschied und die kann man besonders gut mit einem Merksatz verankern. “Sie tun es nicht gegen mich, sie tun es für sich”, könnte so ein Satz sein. Oder “Wenn meine Kinder müde/hungrig/überfordert sind, brauchen sie meine Unterstützung”. Schreib ihn dir auf, lies und sprich ihn oft vor dich hin, damit du ihn in der Stresssituation automatisch abrufen kannst.
2. Reguliere deine Gefühle
Du fühlst die Wut in dir aufsteigen, weil dein Kind dich vermeintlich provoziert? Das ist okay. Aber das heißt nicht, dass du dein Kind dafür verantwortlichen machen sollst. Sonst lernen sie nämlich: an meinen Gefühlen sind andere schuld. Sag lieber: “Mich macht das so wütend, wenn ich sehe, dass du an den Vorhängen zerrst” und nutze einen unserer 7 Gut-gegen-Wut-Tipps. Wir Eltern müssen uns regulieren, um sinnvoll zu intervenieren.
3. Spiegel ihre Gefühle
Wir alle brauchen Rückkopplung aus unserer Umwelt. Wenn du deinem Kind hilfst, seine Gefühle zu benennen, ist das der erste Schritt, Regulierung der ganz großen Gefühle und einen positiven Umgang damit zu lernen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Sätze wie “Puh, ich habe den Eindruck, ihr seid richtig müde” nicht so gut funktionieren (weil Konsequenz: ins Bett gehen) wie “Mensch, ihr seht grimmig aus – kann es sein, dass ihr richtig genervt seid?”.
4. Schau auf die Bedürfnisse
Hinter unerwünschtem Verhalten steckt meist ein unerfülltes Bedürfnis. Wenn du das Verhalten deines Kindes siehst, frage dich: Was braucht dein Kind jetzt? Ganz dringend Nahrung? Erst mal eine Pause? Oder doch eher Selbstbestimmung – selbst entscheiden nach einem Tag der Fremdbestimmung? Und dann frage dein Kind: “Was brauchst du?”. Mehr dazu hier.
5. Sei verlässlich
Wenn dein Kind immer wieder die gleichen Grenzen testet (z.B. auf dem Sofa hüpfen, Schimpfwörter benutzen, Eltern einfach mal so hauen): schau auf deine Verlässlichkeit. Zeigst du immer wieder das gleiche Muster oder ist es mal ignorieren, mal sanftes Bitten, mal energische Zurechtweisung? Es hilft, wenn du dir ganz klar darüber bist, wie du deinem Kind begegnest. Am besten Tag für Tag gleich. Ausnahmen wie der 2. Nachtisch bestätigen übrigens die Regel.
Zum Weiterlesen
Quellen:
Imlau, N. (2018): So viel Freude, so viel Wut. Kösel Verlag.
Schmiedleitner, M.-T. (2020): Wie schafft man es, dass Kinder mehr kooperieren? – 7 Tipps. https://www.meinefamilie.at/blog/wie-schafft-man-es-dass-kinder-mehr-kooperieren-7-tipps.
Zahedi, J., Zahedi, M.: Warum Dein Kind nicht tut, was Du willst. https://familienwerkstatt.online/blog/keine-kooperation/.