Spielerisch erziehen
Und Konflikte vorbeugen

- Mai 16, 2020
- Jutta Merschen
Mach Erziehung zum Kinderspiel
Kinder wollen ständig spielen
Wir Erwachsene spielen erwiesenermaßen zu wenig, obwohl es eigentlich gut für unser Seelenwohl wäre, uns mehr im Kind-Ich-Zustand aufzuhalten und mal so richtig ausgelassen Quatsch zu machen und zu lachen. Vielleicht können wir mit „Bindungsspielen“ zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?
Bindungsspiele sind super, wenn du spielerisch erziehen möchtest
Aletha Solter, eine schweizerisch-amerikanische Entwicklungspsychologin, hat ein kluges Buch zum Thema „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte“ geschrieben. Ihr geht es im Kern darum, Konflikte durch Verbindung zu lösen und so einen positiven Einfluss auf das Verhalten unserer Kinder zu haben. Damit sind Bindungsspiele die perfekte Ergänzung zur Gemeinsamzeit: beide zahlen ein auf das Bedürfnis unserer Kinder nach Verbindung und nehmen so vielen Konflikten den Nährboden.
Wir stellen dir heute Nonsens-Spiele und Machtumkehrspiele mit ein paar Beispielen vor.
Nonsens-Spiele (Sinnlos-Spiele)
- Der An- oder Aus-Knopf: dein Kind rupft trotz gegenteiliger Bitte beim Nachbarn ausdauernd Blätter und Blumen? Mag ja den Kindern Spaß machen, ist aber weniger lustig für den grünen Daumen des Nachbarn. „Oje, die Blattrupfmaschine ist schon wieder von alleine losgegangen. Wo ist denn hier der Aus-Knopf? Hier, oder hier? Ach nee, hier…!“ und dabei liebevoll an verschiedenen Körperstellen drücken. Anwendbar vor allem dann, wenn du schnell Grenzen setzen willst
- Theater beim Zähneputzen: dein Kind will nicht Zähneputzen? Vielleicht muss die Zahnbürste zur Theaterpuppe mutieren. „So, Theater geht los…“ und dabei schaut sie aus der Badezimmertür hervor. „Wie, du hast kein Ticket? Nein, ohne Ticket werden keine Zähne geputzt, auf gar keinen Fall!“ Bei uns sind Tickets dann gerne Küchenutensilien wie Pinsel oder Kartoffelstampfer
- Leckerli: dieses Spiel habe ich von meinen Kindern gelernt. Sie spielen alle drei sehr gerne Katze. Wenn dem Jüngsten nun etwas absolut gegen den Strich geht und der Wutausbruch schon greifbar ist, kommt einer der Zwillinge manchmal auf die glorreiche Idee und sagt „Schau, Mama, die Katze will nur Leckerli.“ Spricht’s, geht zum Jüngsten, hält ihm die leere Hand mit dem „Leckerli“ hin und spricht beruhigend auf ihn ein. Und puff, ist der Ärger verraucht
Machtumkehrspiele (Alle Macht den Kindern)
- Nie und nimmer: dein Kind will sich nicht anschnallen? Klar, du kannst dagegen argumentieren, bitten, flehen. Oder du kannst im übertriebenen Tonfall zum Beispiel sagen: „Ja, wer sagt denn, dass sich irgendjemand anschnallen muss? Niemand wird sich hier heute in diesem Auto anschnallen. Wir fahren jetzt einfach so los!“ und dann tust du so, als würdest du losfahren. Blinken, nach hinten schauen, die Hände am Lenker bewegen. Klar, ohne Anschnallen geht es nicht. Aber mit Zurechtweisung geht es auch nicht schneller als mit Spielen
- Regelverstoß vorprogrammiert: Schlafanzüge sind total überbewertet, ins Bett gehen sowieso, findet dein Kind? Stell einfach eine absurde Regel auf, die deine Kinder dann unter deinem dramatischen „Protest“ brechen. „Heute dürfen nur gelbe Schlafanzüge angezogen werden. Nein, gib sofort die blaue Hose wieder her. Und das grüne Oberteil: das geht üüüüüberhaupt nicht.“
- Kissenschlacht oder Show-Kämpfen: beide eignen sich hervorragend, als Eltern unter theatralischen Ausrufen unterzugehen und den Kindern die Macht zu überlassen. Beim Showkämpfen kommt es vor allem auf die kunstvollen Verrenkungen an, unter denen man sich nach dem „Schlag“ zu Boden wirft. Und die Kissenschlacht ist super zum Auspowern und natürlich wird der „arme Papa/die arme Mama“ unter den Kissen begraben und hat keine Chance
Durch diese Art von Spielen kann man leicht Konflikte vorbeugen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau dir unbedingt unseren Audiokurs „Konflikte mit Kindern verstehen und lösen“ an.