Umgang mit Verlust und Trauer

Wie du dein Kind dabei unterstützen kannst

Umgang mit Verlust

Wir alle wissen, dass der Tod zum Leben gehört. Doch wenn er uns unmittelbar betrifft, bricht oft eine Welt zusammen und es fühlt sich so an, als scheine das Glück ganz weit entfernt zu sein. Das spürt auch unser Kind. Allerdings zeigt es einen anderen Umgang mit Verlust und Trauer als wir Erwachsene. Um sich vor einer zu großen Belastung zu schützen, kann sich seine Gefühlswelt von einem zum nächsten Moment komplett verändern. Es erlebt also ein regelrechtes Auf und Ab.

 

Es macht für sie auch keinen so großen Unterschied, ob ein geliebtes Haustier gestorben ist oder eine nahestehende Person. Wenn unsere Kinder das Tier als einen Teil ihrer Familie lieb gewonnen haben, fällt ihnen der Abschied oft genauso schwer wie von einem Menschen.

 

Dein Kind in dieser schweren Zeit angemessen zu begleiten, während du gleichzeitig noch deine eigene Trauer verarbeiten musst, kann eine große emotionale Anstrengung sein. Wir haben einige Anregungen für dich zum besseren Umgang mit Verlust, Tod und Trauer aus  Studien zu dem Thema zusammengestellt. Sie machen es nicht unbedingt leichter, aber sie können dir als kleine Stütze dienen.

Die kognitive Entwicklung bestimmt das Konzept vom Tod

Wie unsere Kinder auf den Verlust eines nahestehenden Menschen oder eines Haustiers reagieren, hängt größtenteils von ihrer Entwicklungsstufe ab.

 

Bis 2 Jahre:

Unsere Kinder haben noch keine konkrete Vorstellung vom Tod. Sie verstehen noch nicht, dass Menschen oder Haustiere, die gestorben sind, sich nicht mehr bewegen und nicht mehr aufwachen werden. Allerdings haben kleiner Kinder oft schon stabile Bindungen zu nahestehenden Personen aufgebaut. Verstirbt eine dieser Personen, reagieren Kleinkinder unmittelbar auf die Verlusterfahrung. Sie suchen nach der Person, weinen oder sind verzweifelt.

 

2 – 6 Jahre:

Unsere Kinder verstehen mit der Zeit, dass der Tod eines Menschen auch Trennung bedeutet. Sie sind allerdings noch stark im magischen Denken verhaftet und glauben deshalb, dass er auch wieder rückgängig gemacht werden kann. Vielleicht sagen sie Dinge wie „Dann zaubere ich Opa wieder lebendig.“

 

6 – 10 Jahre:

In diesem Alter wird unseren Kindern klar, dass der Tod endgültig ist. Sie glauben aber noch, dass er nur alten und kranken Menschen widerfährt. Die Vorstellung ist für sie in diesem Alter beängstigend und überwältigend, aber gleichzeitig auch interessant und spannend. Trauerbewältigung fällt in diesem Alter besonders schwer, da Kinder den Tod zwar auf intellektueller Ebene verstanden haben, ihre emotionalen Kompetenzen aber noch nicht zur Bewältigung ausreichen.

Die Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen ist bei jedem Kind unterschiedlich

Wie dein Kind auf einen Verlust reagiert, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: vom Alter deines Kindes, seiner Persönlichkeit und dem Umgang mit dem Thema innerhalb der Familie. Auf eine Todesnachricht können Kinder mit Weinen, Fragen und Unglauben, aber auch Wut reagieren. Manche Kinder fallen auch einen Schritt in ihrer Entwicklung zurück und nässen zum Beispiel wieder ein.

 

Allen Kindern ist gemeinsam, dass sie in Schüben trauern: Im einen Moment genießen sie das Leben und sind fröhlich, im nächsten Augenblick liegen sie traurig auf dem Boden oder der Couch. Beides ist Teil ihres Verarbeitungsprozesses und auch, wenn dir gerade nach dem Gegenteil zumute ist: Mit diesem „Trauern auf Raten“ schützen unsere Kinder sich vor Überbeanspruchung.

 

Es kann sein, dass dein Kind in dieser Zeit ein stärkeres Bedürfnis nach Nähe verspürt, weil es unter Trennungsängsten leidet. Hier sind wir Eltern gefordert, ihm dieses Gefühl von Sicherheit so gut es geht zu vermitteln. Falls dein Kind jedoch plötzlich übermäßig aggressiv oder zurückgezogen ist oder keinen Spaß mehr an seinen Lieblingsaktivitäten hat, nimm professionelle Hilfe, zum Beispiel von einer Trauerbegleitung, in Anspruch. Wir nennen dir mögliche Anlaufstellen am Ende des Beitrags.

7 Tipps zum Umgang mit Trauer bei Kindern

Um Trauer zu verarbeiten, brauchen Kinder vor allem eins: Zeit. Zusätzlich haben wir hier noch 7 Tipps für dich, was du für dein Kind tun kannst, damit es den Verlust gut verarbeiten kann.

1. Achte auf dich selbst

Verstirbt ein nahestehender Mensch, trauert nicht nur dein Kind, sondern auch für dich ist so ein Ereignis ganz schön belastend. Schaue daher, dass du gut für dich sorgst und dir, wenn nötig, Hilfe suchst, um deine eigene Trauer genauso zuzulassen und zu verarbeiten. Denn auch dein Kind spürt, wenn du am Ende deiner Kräfte bist. Das heißt: Wenn du dir hilfst, hilfst du gleichzeitig deinem Kind.

2. Sorge dafür, dass sich Teile des Alltags trotzdem "normal" anfühlen

Halte weiterhin Ess- und Schlafrituale ein, lasse dein Kind zur Kita oder in die Schule gehen und seine Hobbys ausüben. Denn das Vertraute gibt Sicherheit und Halt.

3. Sprich mit deinem Kind über den Tod

Erkläre deinem Kind, was passiert ist. Verwende dabei möglichst eindeutige und aufrichtige Worte – also, dass jemand gestorben ist und nicht, dass jemand eingeschlafen ist. Eine vage, ausweichende Sprache verwirrt unsere Kinder eher und kann ihre Ängste schüren. Gleichzeitig darfst du kindliche Deutungen zulassen, um den Verlust zu verarbeiten. Bildhafte Vorstellungen bieten eine Art des Umgangs mit Verlust und Trauer.

4. Sprich über deine Gefühle und über die deines Kindes

Das ist wichtig, damit dein Kind deine negativen Emotionen und die Veränderung in seiner Umwelt nicht fehlinterpretiert oder auf sich bezieht. Es ist auch okay, während des Gesprächs zu weinen und gemeinsam zu trauern. Wenn du deine Trauer offen zeigst, lernt dein Kind, dass das Teil des Prozesses ist. Und langzeitig hilft es euch bei der Bewältigung eures Verlusts.

5. Vermittle deinem Kind, dass es keine Schuld trägt

Manchmal denken Kinder, dass sie den Tod einer wichtigen Person mitverschuldet haben, weil sie etwas Böses gedacht oder gemacht haben. Dein Kind sollte wissen, dass es keine Schuld an den Ereignissen trägt.

6. Informiere Erzieher*innen bzw. Lehrer*innen deines Kindes

Es ist wichtig, dass Vertrauenspersonen Bescheid wissen, damit sie das Verhalten deines Kindes einordnen und angemessen darauf reagieren können. Außerdem können sie dich bei der Trauerbegleitung deines Kindes unterstützen.

7. Lasse dein Kind altersgerecht an Entscheidungen teilhaben

Ihr könntet zusammen ein eigenes Abschiedsritual feiern, indem ihr zum Beispiel ein Geschenk mit ins Grab legt oder vorher ein Stück auf einem Instrument einübt, das dein Kind dann auf der Trauerfeier spielt. Dadurch fühlt es sich zugehörig und hat das Gefühl, wieder einen Teil der Kontrolle zurückzuerlangen.

Trauer ist nicht das Problem, sie ist die Lösung

Auch wenn wir sie manchmal lieber verdrängen wollen, ist Trauer nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil: Sie hilft uns, den Verlust richtig zu verarbeiten und zu heilen. Das gilt sowohl für uns Erwachsene, als auch für unsere Kinder. Deswegen ist es wichtig, dass du dein Kind  im Trauerprozess begleitest und es dabei unterstützt. Denn nur, wer trauert, kann einen Verlust richtig verarbeiten. Vergiss dabei aber nicht, dass deine Bedürfnisse genauso wichtig sind.

Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche findest du zum Beispiel hier

  • www.youngwings.de; Chat und Forum für trauernde Kinder und Jugendliche
  • Trauerprojekte und Trauerbegleitungen, Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche; z.B. das Projekt Lacrima der Johanniter, das es in einigen deutschen Städten gibt. Ähnliche Initiativen gibt es auch von den Maltesern und der Diakonie Deutschland.
  • Telefonseelsorge, z.B. das Kinder- und Jugendtelefon des diakonischen Werks (Telefonnummer: 0800 – 111 0 333)

Kinderbücher zum Thema Verlust und Trauer

  • Das Leben und ich – Eine Geschichte über den Tod (Elisabeth Helland Larssen, Marine Schneider), erschienen im gestalten Verlag
  • Die Welt steht still – Kindergeschichten von Abschied, Tod und Trauer (Andrea Behnke), erschienen im Herder Verlag
  • Geht Sterben wieder vorbei?: Antworten auf Kinderfragen zu Tod und Trauer (Mechthild Schroeter-Rupieper & Imke Sönnichsen), erschienen im Gabriel Verlag
  • Erstes Aufklappen und Verstehen: Warum muss man sterben? (Katie Daynes & Christine Pym), erschienen im Usborne Verlag
  • Ente, Tod und Tulpe (Wolf Erlbruch), erschienen im Kunstmann Verlag
  • Die besten Beerdigungen der Welt (Ulf Nilsson & Eva Eriksson), erschienen im Verlag Beltz & Gelberg
  • Die Brüder Löwenherz (Astrid Lindgren), erschienen im Oetinger Verlag
  • Wie du die Resilienz deines Kindes fördern und ihm damit helfen kannst, besser mit schwierigen Situationen zurechtzukommen, erfährst du hier
Quellen:

BR Wissen (2021): Der Schmerz kommt in Schüben. https://www.br.de/wissen/wie-kinder-trauern-der-schmerz-kommt-in-schueben-100.html.

Brauchle, G.: Notfallpsychologie. Wie man mit Kindern über den Tod sprechen kann. https://www.unifr.ch/iff/de/assets/public/fachtagung-verlusterlebnisse/4_Brauchle_Wie_mit_Kindern_ueber_den_Tod_sprechen.pdf.

Schroeter-Rupieper, M.: Der anstehende Tod eines Familienangehörigen. https://www.veid.de/hinweise-fuer-trauernde/trauer-forschung/mechthild-schroeter-rupieper-der-anstehende-tod-eines-familienangehoerigen/

Röseberg, F. & Müller, M. (2014): Handbuch Kindertrauer. Vandenhoeck & Ruprecht. 

Wingenfeld, K.: Dimensionen der Trauerbewältigung bei Kindern. https://www.veid.de/hinweise-fuer-trauernde/trauer-forschung/klaus-wingenfeld-dimensionen-der-trauerbewaeltigung-bei-kindern/.

Worden, W. J. (2011): Beratung und Therapie in Trauerfällen: Ein Handbuch. Huber Verlag.

 

 

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