Veränderung bei uns Eltern
Wie wir Gewohnheiten loswerden können, die im Familienalltag nicht hilfreich sind (Teil 1)

- Mai 24, 2021
- Jutta Merschen
Let’s face it: wir als Eltern haben alle ein paar Angewohnheiten, die für uns und für unsere Kinder nicht so cool sind (ok, es gibt bestimmt auch ein paar wirklich tiefenentspannte Eltern, die wirklich immer achtsam mit sich und ihrem Kind umgehen können und die feiere ich auch). Und die Veränderung dieser Gewohnheiten bei uns Eltern ist nicht ganz leicht.
Ein guter Vorsatz ändert oft wenig
Hast du dir auch schon mal vorgenommen, etwas an der Beziehung zu deinem Kind zu verändern? Hast einen Vorsatz gefasst, dir ein Ziel gesetzt? Zum Beispiel, entspannter zu sein, was und wie viel dein Kind isst. Oder dein Kind weniger anmotzen. Oder es nicht mehr zu ziehen und zu zerren.
Und, ist es dir gelungen?
Wenn ja: Wow, Glückwunsch. Du kannst echt stolz auf dich sein.
Wenn nein: Ärgere dich nicht zu sehr, denn unser typisches Verhalten ist super schwer zu verändern, wenn wir nicht wissen, wie.
Veränderung will gelernt sein
Ich habe kürzlich das Buch von James Clear genau zu diesem Thema gelesen. Es heißt „Atomic Habits“, auf Deutsch sehr treffend „Die 1 % Methode – minimale Veränderung, maximale Wirkung“. Es geht also um Mikroveränderung bei Eltern. Das ist so etwas wie das Gegenteil von “Ab morgen brülle ich mein Kind nie wieder an.”
Clear sagt, dass wir das sind, was wir täglich wiederholen. Unsere Gewohnheiten definieren also unsere Lebens- und Beziehungsqualität. Deshalb spielen unsere Gewohnheiten auch eine so große Rolle, wenn wir etwas an unserem Leben verändern wollen. Das gilt auch für die Beziehung zu unseren Kindern oder ihre Erziehung.
Veränderung beginnt bei den Glaubenssätzen
Auf die Frage, WAS wir verändern sollten, wenn wir schlechte Gewohnheiten loswerden wollen, sagt Clear:
- Wir sollten uns vorstellen, wie wir sein wollen – wir sollen also unsere Glaubenssätze verändern und nicht nur unser Verhalten
- Wir müssen Verhaltensweisen ver-lernen, bevor wir neue lernen können
- Veränderung kommt über die Veränderung unserer Systeme/Strukturen/Prozesse
- Wenn wir uns in Mini-Schritten verändern, die dann zu besseren Gewohnheiten werden, ist Veränderung effektiver
Veränderung braucht Strategien
Für das WIE der Veränderung bei uns Eltern, hat Clear vier Strategien, wie wir bessere Gewohnheiten entwickeln können: Unser neues Verhalten sollte
- offensichtlich
- attraktiv
- einfach
- befriedigend sein.
Schlechte Gewohnheiten loswerden
Denk mal für einen Moment an eine Gewohnheit von dir, die du im Umgang mit deinem Kind nicht magst. Wohlwollend, versteht sich, denn fertig machen müssen wir uns für unsere weniger liebenswerten Gewohnheiten nicht, denn wir sind auch nur Menschen.
Und wenn du dich jetzt fragst, wie du diese Gewohnheiten und deinen Umgang mit deinem Kind verändern kannst, fallen dir bestimmt auch schon ein paar Ideen ein. Ich gehe heute auf das erste Prinzip von James Clear ein:
Wir müssen gute Gewohnheiten zur OFFENSICHTLICHEN Wahl machen.
Wenn ich also in den Schrank brüllen statt mein Kind anmotzen will, dann brauche ich da, wo meine Wut kommt, einen Schrank. Nun ist das im Supermarkt nicht so easy.
Mit diesen 3 pragmatischen Strategien kannst du wirklich etwas verändern:
- Entwickle ein Verständnis dafür, warum du etwas tust: zum Beispiel laut werden. Wann, wo, in welcher Situation, was ist vorher passiert, was passiert danach? Wenn’s passiert: aufschreiben oder merken. Muster erkennen. Dazu passt auch gut unser Beitrag zur Schimpfliste.
- Verbinde eine effektive Gewohnheit mit einem Trigger: auch „Habit Stacking“ genannt. Zum Beispiel: „Wenn mein Kind wütend brüllt, atme ich tief ein und gehe zu ihm auf Augenhöhe.“ Braucht natürlich Übung.
- Vermeide Situationen, in denen du dich selbst sehr stark kontrollieren musst, so gut es geht: versuche, dir den Entwicklungsstand deines Kindes vor Augen zu halten. Entschlacke Alltagsroutinen so weit wie möglich. Vermeide Stresssituation. Verhindere Konflikte zwischen euch, statt sie lösen zu müssen, wenn es zu spät ist. Hole dir Hilfe von deiner Partnerin/deinem Partner, Freunden, Eltern oder Schwiegereltern oder natürlich einem digitalen Coach wie FamilyPunk.
Klingt total easy — not. Aber jenseits unserer Imperfektion gibt es ja einen Raum, in dem wir Eltern wachsen dürfen. Eine Mikroveränderung nach der anderen.
Die nächsten 3 Prinzipien kommen übrigens im Laufe der nächsten Wochen. Und wer weiß, vielleicht machen wir ja auch noch mal einen Tranformations-Audiokurs aus all diesen Erkenntnissen.
Bis dahin kannst du dir unseren Audiokurs „Gut gegen Mental Load“ an. In diesem lernst du, mit deiner mentalen Belastung besser umzugehen.