Routine am Abend ?!

Einschlafen mit Kind


Wenn das zu Bett gehen zur Verzweiflung führt

Abendroutine, Gutenachtkuss, die Kinder schlafen ein. Bestimmt gibt es Familien, da klappt das genau so. Bei uns eher selten. Eine solche Zubettgehroutine wäre wunderbar entspannend für uns Eltern!

Wenn ich mich umgucke, dann ist Zubettgehen ein Thema, an dem fast alle Eltern irgendwann mal verzweifeln. Gerade jetzt, wo wir über Monate einen ganz anderen Rhythmus hatten, vielerorts aber wieder der Alltag mit Krippe, Kindergarten und Co. losgeht, wird das abendliche Einschlafritual schnell zum K(r)ampf.

Heute geht es in unserem Blog also darum, wie wir unsere Kinder im Alter von 2-6 Jahren besser in den Schlaf begleiten können. Und ja, ein bisschen ist es auch Selbsthilfe für mich. Seht es mir nach.

 

Der Schlafbedarf eines Kindes

Remo Largo, der Schweizer Entwicklungsspezialist, sagt: „Jedes Kind kann nur so lange schlafen, wie ihm sein Schlafbedarf vorgibt.“ Dazu zeigt er die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie: der nächtliche Schlafbedarf z.B. bei 3-Jährigen liegt zwischen knapp 10 und gut 13 Stunden, im Mittel bei 11,5 Stunden. Wenn dein Kind eher bei den 10 Stunden ist: Es bringt nichts, dagegen anzukämpfen. Davon schläft das kleine Wesen auch nicht früher ein. Jedes Kind ist anders, auch beim Schlaf.

Wir schlafen ein, wenn wir uns müde und sicher fühlen – also warm, satt, geborgen, geschützt. Wer schon mal versucht hat, „extra früh“ ins Bett zu gehen, bei Temperaturen nahe null zu zelten oder nach einem heftigen Konflikt einzuschlafen, weiß: Es ist gar nicht so einfach, in den Schlaf zu finden, wenn wir in physischer oder emotionaler Alarmbereitschaft sind. Unseren Kindern geht es genauso, auch wenn andere Ursachen dahinter stecken mögen (das „Monster“ unter dem Bett, Angst vor Räuber Hotzenplotz, der Schlafanzug kratzt usw.).

Beim Thema Einschlafen gilt wie überall: nichts verändern, was nicht kaputt ist. Wenn dein Kind ohne Probleme einschläft, Ihr als Eltern mit der Zubettgehroutine zufrieden seid, super! Speicher dir diesen Input einfach ab für die nächste Phase, die vielleicht kommen mag.

 

Hier unsere 7 Top-Tipps für eine bessere Zubettgehroutine

  1. Nur müde Kinder ins Bett bringen: Die Einschlafbegleitung dauert 30-60 Minuten? Vielleicht ist dein Kind schlicht nicht müde. Probier es mit früherem Wecken, kürzerem Mittagsschlaf oder späterem Hinlegen – was immer am besten in deine Zubettgehroutine und in deinen Schlafrhythmus passt.
  2. Schlafbrücken bauen: Die Wissenschaft sagt, Zubettgehroutinen helfen. Schlafanzug anziehen, Zähne putzen, der Gang auf Toilette oder wickeln, Vorlesen oder Vorsingen, bei kleinen Kindern vielleicht noch mal Stillen. Es kann auch sein, dass dein Kind noch mal Energie ablassen muss, bevor es bettreif ist – Kissenschlachten bieten sich hier an. Nur, weil sie nicht immer perfekt funktionieren, heißt das nicht, dass du die Schlafbrücken abreißen sollst. Steter Tropfen (und unsere anderen Hacks) höhlt den Stein.
  3. In den Sinkflug schalten: Bei Nicola Schmid haben wir das Wort für den Cool Down vor dem Schlafen gelernt: den Sinkflug. Es geht darum, Kinder schon lange vor der eigentlichen Schlafenszeit „runterzufahren“, indem Aktivitäten, die noch mal richtig „pushen“ wie Toben, Fußball spielen, schnell einkaufen gehen, Besuch empfangen, vermieden werden. Wenn es deinem Kind nichts ausmacht, dass ein Elternteil 30 Minuten vor Bettzeit nach Hause kommt und dann noch mal so richtig Rambazamba macht: bitte weitermachen! Wenn dadurch der Einschlafvorgang im Chaos versinkt, hilft es, zu überlegen, wie die Zeit ab 17 Uhr verbracht werden kann, ohne die Kinder unnötig hochzufahren.
  4. Grenzenlose Unterstützung anbieten: Mit müden Kindern kann man nicht argumentieren. Abends daher keine Grundsatzdiskussionen und keine Machtkämpfe. Der 5-Jährige braucht Hilfe beim Ausziehen und Schlafanzug anziehen? Gerne. Die 3-Jährige muss ihr Schnuffeltuch haben? Yes. Die Tür soll genau 28,5 cm weit offen stehen? Wenn’s hilft. Deine natürlichen Grenzen wie „Ich kann dich nicht mehr tragen, mein Rücken tut so weh. Ich streichle dich noch, ja“ sollen selbstverständlich beachtet werden. Alles andere lieber auf tagsüber verschieben.
  5. Sandmännchen adé: Dein Kind schaut abends noch ein kleines Video oder Sandmännchen und schläft danach schlecht ein? Kann natürlich am Inhalt liegen, wahrscheinlich ist auch, dass das blaue Licht die Produktion des Schlafhormons Melatonin durcheinander bringt. Wenn Medienkonsum, dann bei Kindern mit Einschlafproblemen lieber mit Abstand zur Schlafenszeit.
  6. Alleine einschlafen will gelernt sein: Deine Kinder wollen bis zum Tiefschlaf begleitet werden? Total normal, denn kaum ein Kind will alleine einschlafen – biologisch so vorprogrammiert. Aber alleine einschlafen kann behutsam geübt werden, z.B. durch den „Ich-erledige-noch-schnell-etwas-Trick“. Wenn du merkst, dass dein noch waches Kind wirklich müde ist, kündigst du an, dass du etwas erledigst, z.B. die Spülmaschine anstellen. Geh kurz raus und komm verlässlich wieder. Wenn das klappt, werden die Aufgaben, die du noch vorhast, länger und deine regelmäßigen „Check-ins“ seltener – bis dein Kind irgendwann auch alleine friedlich einschlummert.
  7. Selbst entscheiden lassen: Ab etwa 3 Jahren kannst du ein weiteres Experiment wagen: Dein Kind selbst entscheiden lassen, wann es ins Bett geht. Zum Beispiel (tagsüber) die Regel aufstellen, dass es alleine friedlich spielen darf, solange es möchte. Bedingung: im Kinderzimmer oder wo auch immer Ihr es festlegt. Wenn es ins Bett möchte, darf es alleine das Licht ausmachen oder darf einen von euch holen, um ins Bett gebracht zu werden. Klingt crazy, ich weiß. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: kann gelingen. Muss aber nicht. Elternsein ist die permanente Überlegung, wie man es anstellt, die kleinen Wesen ins Bett zu bekommen, bevor man selbst kollabiert. Good night & good luck.

P.S. Wenn du etwas verändern magst, fang vielleicht mit einem Tipp an, der dich am meisten anspricht. Sonst kommt schnell eher mehr Stress als weniger auf und die Zubettgehroutine wird zur Qual.

 

Zum Weiterlesen

Wir stehen ja für kurz, knackig und auf den Punkt gebracht. Unsere Leseempfehlung heute ist etwas länger, aber umso spannender: Mehrere Kinder gleichzeitig ins Bett bringen. Alleine der Monolog der Mutter, die K1 (5 Jahre) und K2 (1,5 Jahre) ins Bett bringt, ist die Lektüre wert. Ich musste laut lachen.

Durch eine kindgerechte Schlafbegleitung werden wichtige Bedürfnisse unserer Kinder erfüllt. Wenn du mehr über diese erfahren möchtest, dann schau dir unbedingt unseren Audiokurs „Das glückliche Kind: Bedürfnisorientiert erziehen“ an.

 

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